Nach Rücktritt: Abtei Saint-Maurice will im September neuen Abt wählen
Die Schweizer Abtei Saint-Maurice wählt Mitte September einen neuen Abt. Der gewählte Abt muss anschließend durch den Papst bestätigt werden, erst dann kann das Ergebnis veröffentlicht werden, teilte das Kloster der Augustiner-Chorherren mit. Das könne einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Wahl wurde durch den Rücktritt des bisherigen Abtes Jean César Scarcella Ende Juni notwendig. Scarcella hatte sein Amt nach Belästigungsvorwürfen ruhen lassen, nahm es im März aber zunächst wieder auf. Der Vatikan hatte in einer Untersuchung keine Verfehlungen festgestellt.
Die Klostergemeinschaft hat die Vorbereitung der Wahl mit einem Treffen zur gemeinsamen Entscheidungsfindung bereits in der vergangenen Woche aufgenommen. In einem ersten Schritt beraten die Chorherren über das gewünschte Profil des neuen Abts und das Zusammenleben in der Abtei. "Dieses Treffen ermöglichte es uns, mit Vertrauen, Transparenz und Respekt über die gegenseitigen Erwartungen zu sprechen. Wir bemühen uns schrittweise um einen Kulturwandel, indem wir die Entstehung solcher Räume fördern, in denen offen und ehrlich gesprochen werden kann", erläuterte der Prior des Klosters Simone Previte, der die Abtei in der Zwischenzeit leitet.
Begleitung von außen
Begleitet wird der Wahlprozess durch den Abtprimas der Augustiner-Chorherren, Hugues Paulze d'Ivoy. Der französische Chorherr steht der Konföderation der Augustiner-Chorherren seit kurzem als Nachfolger von Scarcella vor. Die Personalie wurde erst durch die Mitteilung der Abtei bekannt. Die Konföderation der Augustiner-Chorherren ist der Zusammenschluss von neun Kanoniker-Orden, die nach der Regel des heiligen Augustinus leben.
Dem Rücktritt Scarcellas waren jahrelange massive Vorwürfe im Umgang mit sexuellem Missbrauch durch das älteste Kloster der Schweiz vorausgegangen. Eine vom Orden beauftragte unabhängige Untersuchungskommission stellte in ihrem im Juni veröffentlichten Bericht fest, dass es zwischen 1960 und 2024 mindestens 67 Fälle sexualisierter Gewalt zumeist an Minderjährigen gegeben habe, verübt von mindestens 30 Ordensmännern. Die Abtei bat darauf "bedingungslos um Vergebung" und kündigte einen Aktionsplan an. Unter anderem soll eine unabhängige Ansprechperson für Betroffene benannt werden. Die Abtei teilte nun mit, dass erste Maßnahmen des Aktionsplans bereits umgesetzt werden. Unter anderem absolvieren alle Brüder eine Präventionsschulung.
Die Abtei Saint-Maurice ist ein Kloster der Augustiner-Chorherren im Schweizer Kanton Wallis. Sie gilt mit ihrer Gründung 515 als ältestes ohne Unterbrechung bestehendes Kloster des Abendlandes. Als Territorialabtei ist das Kloster und ein zu ihm gehörendes Gebiet von fast 100 Quadratkilometern einem Bistum gleichgestellt. Die Vorsteher von Territorialabteien gehören durch ihr Amt der jeweiligen Bischofskonferenz an, obwohl sie in der Regel nicht zu Bischöfen geweiht sind. (fxn)
