Kardinal mahnt Bischöfe: Sind keine Herren, sondern Hüter
Kardinal Luis Antonio Tagle hat rund achtzig neu ernannte Bischöfe aus aller Welt dazu aufgerufen, ihre Aufgabe als Dienst und nicht als Herrschaft zu verstehen. "Es ist der Heilige Geist, der uns ernennt. Das dürfen wir nie vergessen", sagte der Pro-Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die Evangelisierung laut der Nachrichtenagentur "Fides" am Wochenende in Rom. Die Kirche sei die "Herde Gottes", die Bischöfe hingegen nur "Hüter" und keine Herren. Sie seien dazu berufen, die "Herde nach dem Willen und Wunsch" Gottes zu leiten, so Tagle.
Die Bischöfe nehmen derzeit an einem vom Vatikan organisierten Fortbildungskurs teil, der traditionell im September stattfindet und seit 1994 ein fester Bestandteil des Programms der Römischen Kurie ist. Bischöfe sollen damit die Möglichkeit bekommen, sich mit den vielen Herausforderungen bei der Ausübung des Amtes auseinanderzusetzen.
Kein persönliches Verdienst
Das Bischofsamt sei weder Auszeichnung noch persönliches Verdienst, betonte Tagle. "Es ist ein Geschenk, das wir nicht verdienen. Wir sollten dieses Geschenk jeden Tag mit Demut und Dankbarkeit annehmen." Gleichzeitig warnte der Kardinal vor der Versuchung, Kirche und Gläubige als Besitz zu betrachten. Als Bischöfe seien sie dazu berufen, die in der Gemeinschaft vorhandenen Gaben des Heiligen Geistes zu fördern. "Es ist traurig, wenn ein Bischof, der die Gnade hat, Verwalter des Volkes Gottes zu sein, sich wie ein Eigentümer verhält", so Tagle.
Besonders kritisierte er den Umgang mancher Diözesen mit Ordensfrauen. Es schmerze, deren Erfahrungen zu hören, wonach sie "fast wie Sklavinnen und nicht wie Töchter der Kirche" behandelt würden. Mitunter werde ihr Gelübde der Armut ausgenutzt, um ihnen einen angemessenen Lebensunterhalt oder gerechte Teilhabe zu verweigern. Als zentrales Merkmal eines fruchtbaren Bischofsdienstes hob Tagle die Gemeinschaft hervor: Der Heilige Geist schenke unterschiedliche Gaben, Talente und Kulturen, "doch es ist derselbe Geist, der alle vereint". Deshalb sei der Bischof besonders gefordert, mit Vielfalt umzugehen. (mtr)
