Neuer Campo-Santo-Rektor: Freuen uns sehr über Cranach-Triegel-Altar
Dem deutschsprachigen Zentrum neben dem Petersdom ist ein kunsthistorischer Coup gelungen: Ab Herbst wird der Cranach-Triegel-Altar aus dem Naumburger Dom für zwei Jahre in der Kirche des Campo Santo Teutonico ausgestellt, wie Rektor Peter Klasvogt am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. "Wir freuen uns sehr, dass wir dieses bedeutende Kunstwerk bald in unserer Bruderschaftskirche zeigen können", so der Paderborner Priester, der am Sonntag in sein neues Amt eingeführt wurde. "Damit entsteht eine gelungene Achse zwischen Renaissance und Moderne, zwischen Tradition und Glaube in der heutigen Zeit." Es handele sich um eine kulturelle Initiative von großer Bedeutung, die über die Ländergrenzen und Konfessionen hinweg einen neuen Anziehungspunkt im Campo Santo neben dem Petersdom bilden werde.
Auch Vatikanstaat signalisiert Zustimmung
Der Naumburger Dom als Leihgeber und die Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes als Eigentümerin des Komplexes Campo Santo hätten sich auf dieses Vorgehen geeinigt. Auch die Regierung des Vatikanstaates, der ebenfalls ein Mitspracherecht hat, habe Einvernehmen signalisiert, sagte Klasvogt. Laut einer Sprecherin des Naumburger Domkapitels wird der Altar Ende September abgebaut und Richtung Vatikan gebracht. Bis dahin müssten noch Genehmigungen für die Ausfuhr des Kunstwerks eingeholt werden, vor allem für die Cranach-Flügel, sagte sie der KNA. Der Altar besteht aus modernen Kunstwerken des Malers Michael Triegel und historischen Teilen des Künstlers Lucas Cranach dem Älteren, der den Altar zwischen 1517 und 1519 schuf.
Seit 2022 sorgt der Standort des Marienaltars für Diskussionen. Fachleute der Weltkulturorganisation Unesco und deren Beraterorganisation ICOMOS kritisieren, das Werk von Triegel wirke zu dominant gegenüber der mittelalterlichen Architektur und den Glasfenstern des Westchors. Ein Umzug ins Nordquerhaus fand jedoch keine Zustimmung in der Gemeinde. Der evangelisch-lutherische Regionalbischof Johann Schneider sprach von einem "Abstellplatz". Mit der Ausleihe nach Rom wollen die Verantwortlichen Zeit für eine dauerhafte Lösung gewinnen. Bereits vor drei Jahren war der Altar für Ausstellungen in Paderborn und Wien unterwegs. Schon damals soll es Interesse aus Rom gegeben haben.
Vermittlung durch Kunsthistoriker
Klasvogt erläuterte, die Domstifterverwaltung Naumburg habe sich auf der Suche nach einer Möglichkeit der Präsentation des Triptychons am Campo Santo an die Erzbruderschaft gewandt. Letztlich sei das Projekt auf Vermittlung des Kunsthistorikers Andreas Raub erfolgt, Museumsdirektor der römischen Basilika Santa Maria Maggiore und Mitglied der Erzbruderschaft.
Triegel reagierte auf Anfrage mit gemischten Gefühlen: "Da die Stadt Rom für mich persönlich und für meine Arbeit außerordentlich viel bedeutet, wäre es durchaus ein Grund zur Freude, wenn nun eines meiner wichtigsten Werke dort zu sehen sein wird." Allerdings sei das Altarbild exakt für den Westchor des Naumburger Doms geschaffen worden und "bezieht sich inhaltlich und formal auf genau diesen Ort und ist nur dort vollumfänglich ikonografisch lesbar und ästhetisch wirksam". Er hoffe daher sehr, dass das Altarretabel – "wann auch immer" – an den Ursprungsplatz zurückkehren könne.
Der Campo Santo Teutonico ist die älteste deutsche Nationalstiftung in Rom und umfasst Friedhof, Kirche und ein Kolleg. Seit dem 8. Jahrhundert werden dort Pilger aus dem deutschen Sprachraum bestattet, nachdem Papst Leo III. das Gelände Karl dem Großen zu dessen Krönung geschenkt hatte. Heute gehört der Komplex der Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes. Das Areal umfasst neben Kirche und Friedhof ein Studienkolleg, eine Bibliothek und das Römische Institut der Görres-Gesellschaft. Der Zugang erfolgt über das Tor links der Kolonnaden, doch liegt der Komplex nur scheinbar auf vatikanischem Boden. (tmg/KNA)
16.9., 16:16 Uhr: Ergänzt um Statement Triegel.
