Pfarrer Schießler zu Oktoberfest-Drohung: Nicht einschüchtern lassen

Die Menschen sollten sich von der heutigen Schließung des weltberühmten Oktoberfestes in München wegen Bombendrohung nicht einschüchtern lassen: Das rät der Münchner Pfarrer und Ex-Wiesn-Kellner Rainer Maria Schießler, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage sagte. Es sei gut, dass die Behörden zu dieser Maßnahme gegriffen hätten, solange nicht geklärt sei, ob ein Zusammenhang mit der Explosion eines Wohnhauses im Norden der bayerischen Landeshauptstadt bestehe.
Erst schauen, ob es Querverbindungen gebe und dann "mit einer Armee von Sprengstoffhunden" auf dem Gelände nach einem möglichen Sprengsatz suchen, erklärte der Pfarrer. Danach aber sollten die Sicherheitskräfte am Eingang wirklich jedes "Tascherl" sichten. Dazu komme, dass die Ereignisse von vergangenem Samstag, als das Festgelände am späten Nachmittag wegen Überfüllung geschlossen werden musste, den Verantwortlichen noch in den Gliedern stecke. Das sei auch ein Schuss vor den Bug gewesen, so der Pfarrer.
Schießler erzählte, dass er 2017 selbst die sogenannte Terror-Wiesn erlebt habe. Damals seien wegen internationaler Konflikte zur Halbzeit des Festes die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal angezogen worden. "Eben weil man Befürchtungen hatte, dass was passieren könnte. Das Ergebnis war, dass viele dann daheim geblieben sind. Wir hatten bestes Wetter und leere Biergärten."
Improvisierter Zeltgottesdienst
Damals sei auch eine der Bedienungen zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, ob er denn keine Angst habe. Ihre Kinder hätten sie am Morgen am liebsten gar nicht zu ihrem Arbeitsplatz im Zelt gehen lassen. "Mir ist mulmig, was sollen wir tun?", habe sie wissen wollen. So sei die Idee entstanden, einen improvisierten Zeltgottesdienst auf der Empore zu machen, bei dem er mit all jenen, die mitmachten, gebetet, kleine Andachtsgegenstände wie Schutzengel gesegnet und "Großer Gott, wir loben dich" gesungen habe.
Ihm sei immer bewusst gewesen, dass er an einem exponierten Ort arbeite, sagte der Priester. Der Kollegin verriet er dann, dass er wie auch beim Motorradfahren auf der Wiesn immer sein "kleines Büchserl mit Krankenöl" dabei habe. "Wenn wirklich was passieren würde, wäre ich ausgerüstet, mit dem, was ein Priester braucht." Das heiße nicht, dass man den Teufel an die Wand male. Aber dass man wisse, es sei nicht alltäglich, was in einem Bierzelt abläuft, das zwischen 6.000 und 7.000 Leute fasse.
Dennoch gelte: "Wir haben die Alternative, wir verstecken uns, bleiben im Bett, ziehen die Decke drüber, oder wir gehen hinaus und leben. Aber wenn wir leben, müssen wir alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen treffen." Ob damit alles wirklich verhindert werden könne, stehe in den Sternen. Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht. Man sei aber in Gottes Hand. Schießler nutzte zehn Jahre, wenn auch mit einer dreijährigen Unterbrechung, seinen Urlaub, um auf dem größten Volksfest der Welt als Bedienung zu arbeiten. Seine Erlebnisse schrieb er in dem 2022 veröffentlichten Buch "Wiesn-Glück" nieder. (KNA)