Auch evangelische und katholische Kirche fordern Friedensbemühungen

Zwei Jahre nach Hamas-Angriff: Kardinal Woelki mahnt zu Menschlichkeit

Veröffentlicht am 04.10.2025 um 17:00 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Rund zwei Jahre sind seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 vergangen. Ein Ausweg aus der Spirale der Gewalt scheint nicht in Sicht, sagt der Kölner Kardinal Woelki. In einem Video ruft er zum Gebet auf.

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Zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erinnert der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an Menschlichkeit und Versöhnung. "Der Hass auf beiden Seiten scheint unendlich, und ein Ausweg aus der Spirale der Gewalt ist nicht in Sicht – auf der Strecke bleibt die Menschlichkeit", sagt der Erzbischof in einem am Samstag veröffentlichten Video-Impuls.

"Wenn wie in den Palästinensergebieten bereits die Jüngsten zum Hass gegen Israel und seine jüdischen Bewohner erzogen werden und gleichzeitig Israel seine Politik unnachgiebiger, blinder Härte gegen die Palästinenser verfolgt, wie kann da Versöhnung beginnen?", fragt Woelki. Er fordert zum Gebet für den Frieden auf und ermutigt, Aufrufen zum Hass auch in Deutschland entgegenzutreten.

"Dieses Verbrechen hat tiefe Wunden hinterlassen"

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) rief zu mehr Einsatz für den Frieden auf. "Der 7. Oktober markiert den Tag des schlimmsten Massakers an Jüdinnen und Juden seit der Schoah", heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung: "Dieses Verbrechen hat tiefe Wunden hinterlassen – bei den Opfern und ihren Familien, in der israelischen Gesellschaft und bei Jüdinnen und Juden weltweit." Heute sei die Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten von Gewalt und Zerstörung geprägt – "durch die fortgesetzte Gefangenschaft israelischer Geiseln und andauernde Angriffe auf Israel, durch den Gaza-Krieg mit Zehntausenden zivilen Opfern und die Zerstörung der Lebensgrundlage im Gazastreifen."

Weiter heißt es: "Wir beklagen das Leiden der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten und erinnern eindringlich daran, dass alle Konfliktparteien aufgerufen sind, die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und internationale Vereinbarungen zu achten." In Deutschland, so die EKD weiter, gebe es unterdessen immer mehr "offene und gewaltsame Formen des Antisemitismus, besonders in Gestalt israelbezogener Judenfeindschaft". Zugleich gerieten Palästinenser und Muslime unter einen pauschalen Verdacht der Nähe zu Terrorismus oder der Hamas: "Beides ist inakzeptabel."

 Eröffnungsgottesdienst der Herbstvollversammlung
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Archivbild)

Die DBK hatte bereits bei ihrer Herbstvollversammlung eine Erklärung zum Gaza-Krieg verabschiedet.

Ähnlich hatte sich die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in einer Erklärung bei ihrer Herbstvollversammlung geäußert. Sie fordern ein sofortiges Ende der Gewalt in Gaza, die Freilassung aller Geiseln, ungehinderte Hilfe für Millionen Hungernde und eine Zwei-Staaten-Lösung. Die Bischöfe verweisen auf die besondere Verantwortung der Deutschen, "der Solidarität mit dem jüdischen Volk, auch mit dem Staat Israel, eine herausgehobene Bedeutung beizumessen". Nach dem Terror der Hamas, der den Krieg ausgelöst habe und den die Bischöfe scharf verurteilen, stehe das Recht Israels auf Selbstverteidigung außer Frage: "Aber es ist nicht schrankenlos, sondern unterliegt den limitierenden Vorgaben des Völkerrechts."

Eine rein militärische Strategie schaffe keine Sicherheit, sondern neue endlose Gewaltspiralen, so die Bischöfe weiter. Sie verurteilen außerdem die Gewalt radikaler Siedler im Westjordanland. Bedenklich sei darüber hinaus, "dass im Nahen Osten Ideologien, die Religion und Politik toxisch vermischen, wachsende Bedeutung erlangen".

Antisemitismus "eine Schande für unser Land"

Das gelte etwa für die Hamas und ähnliche Organisationen, die den Kampf gegen Israel und die Tötung jüdischen Lebens als religiöse Pflicht propagierten. Aber auch in Israel gebe es einen wachsenden Einfluss religiös-politischer Ideologien, die territoriale Ansprüche im Rückgriff auf ihr Verständnis der biblischen Landverheißung begründeten.

Bei aller Kritik an Israel warnen die Bischöfe vor jeder Form von Antisemitismus: "Zwischen berechtigter Kritik am Handeln der israelischen Regierung einerseits und der Feindseligkeit gegenüber Menschen jüdischen Glaubens andererseits liegt ein tiefgreifender Unterschied." Dass auch in Deutschland Feindschaft gegen Juden zunehme, sei "eine Schande für unser Land". (cbr/KNA)