Kulturhistoriker: Trump verhält sich nicht wie ein Christ
US-Präsident Donald Trump verhält sich nach Ansicht dem Münchner Kulturhistorikers Michael Hochgeschwender nicht wie ein Christ. Gegenüber der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag) erklärte er, das zeige Trumps Hassrede: "Nachdem die Witwe Erika Kirk ein nach außen hin durchaus authentisches Zeugnis christlicher Nächsten- und Feindesliebe abgab, tritt er auf die Bühne und sagt: Ich hasse meine Gegner. Das ist in der Aussage und in der Diktion schlicht und ergreifend komplett unchristlich."
Generell könne man von außen nicht beurteilen, ob etwas authentisch christlich sei oder nicht – "das weiß Gott allein". Doch beim amerikanischen Präsidenten Donald Trump gehe es nicht um Religion, sondern allein um ihn selbst. "Das hat man auch in der ersten Reaktion auf den Mord an Charlie Kirk gesehen, als er quasi im selben Atemzug verkündete, wie toll die Renovierungen des Weißen Hauses fortschreiten würden. Das zeigt: Ihm fehlt es an einem genuin christlichen Verständnis von der Würde des Mitmenschen."
Showhafte Inszenierung mit Predigt
Die Trauerfeier zu Ehren von Charlie Kirk zeige, dass Politik, Religion und Kommerz in den USA permanent ineinandergreifen, sagte Hochgeschwender. Der ganze Ablauf habe an Gottesdienste in sogenannten "Megachurches" erinnert: "Wo im Katholischen die Eucharistie im Vordergrund steht, sind es im US-Protestantismus Elemente von showhafter Inszenierung, ergänzt durch die Predigt."
Auffallend sei auch die starke Polarisierung durch die Rede vom Kampf von Gut gegen Böse: "Diese Idee ist auch stark mit der amerikanischen Identität an sich verbunden: Wir sind die letzte Bastion, die einzige Hoffnung der Menschheit. Das ist gewissermaßen amerikanische Tradition", erklärte der Wissenschaftler. Das gerade auch vom amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance genutzte Freund-Feind-Schema müsse allerdings sorgenvoll stimmen, ergänzte er. Denn es gebe keinen Platz für "Ausgleich, Kompromiss und die Suche nach Gemeinsamkeiten". Es gehe immer darum, dass der Andere das totale Böse darstelle.
Als Beispiel erwähnte Hochgeschwender die Rhetorik, mit der Trump die Entsendung der Nationalgarde in demokratisch regierte Städte begleite. Zwar habe es in den vergangenen Wochen mehrere Massenschießereien in republikanischen Staaten gegeben, doch komme niemand auf die Idee, die Nationalgarde dorthin zu entsenden: "Da begegnet einem das klassische Freund-Feind-Schema: Die anderen, die linksradikalen, terroristischen Demokraten, das sind die Bösen." (KNA)
