Theologin: Lobpreis nicht für Evangelisierung instrumentalisieren

Die Freiburger Sozialethikerin Ursula Nothelle-Wildfeuer hat Projekte in der Seelsorge kritisiert, die ihrer Ansicht nach den sogenannten Lobpreis für Evangelisierungsbemühungen instrumentalisieren. "Verkündigung, die sich auch zugleich mit den vielfältigen Anfragen der Moderne an Religionen und die Kirche auseinandersetzen muss, wird ersetzt durch populistisch anmutende einfache Antworten", schreibt Nothelle-Wildfeuer in einem Kommentar für die "Herder Korrespondenz" (Dienstag).
Was Lobpreis sei, zeige das Magnifikat. "Maria lobt und preist Gott, der in seiner Gnade Großes an ihr, der unbedeutenden jungen Frau aus Nazareth, getan hat. Sie wird den Sohn Gottes, den Messias, gebären." Lobpreis könne auch Dank für Erfahrung mit Gott oder Ausdruck der Hoffnung auf Gottes Taten sein.
Emotion ersetzt Urteil
Anlass für die Kritik Nothelle-Wildfeuers ist demnach eine Stellenausschreibung im Erzbistum Köln, wo eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter für "Gemeindegründung mit Schwerpunkt Lobpreis" gesucht wurde. Der hier angesprochene Lobpreis sei "Mittel zum Zweck der Evangelisierung sowie der Gemeindegründung, nicht das Ergebnis einer Erfahrung des Gottes, der den Weg mit den Menschen durch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst geht", schreibt die Sozialethikerin. "So verzweckter Lobpreis knüpft bekanntermaßen an die evangelikalen und neucharismatischen Bewegungen an und will von deren Worship-Musik lernen."
"Wo komplexe Glaubenswahrheiten, existenzielle Spannungen und ethische Zumutungen in eingängige Schlagworte aufgelöst werden, ersetzt Emotion das Urteil", so die Professorin für Christliche Gesellschaftslehre und Sozialethik. Wenn der christliche Glaube jedoch als emotionale Stimmung ohne inhaltliche und theologische Substanz vermittelt werde, "birgt dies die große Gefahr der Indoktrination und Manipulation". (cbr)