Regisseurin: Will innere Kämpfe von Mutter Teresa sichtbar machen

Mit ihrem neuen Film über Mutter Teresa will Regisseurin Teona Strugar Mitevska nach eigener Aussage die inneren Kämpfe und Zweifel der heiligen Ordensgründerin sichtbar machen. "Ich wollte zeigen, dass auch eine Ikone wie sie fragil ist, Fehler macht, zweifelt. Das macht sie nahbar und menschlich", sagte Mitevska im Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (aktuelle Ausgabe).
Interessant sei gerade der im Film gezeigte Übergang zwischen dem Ordensaustritt Teresas und der Gründung einer neuen Gemeinschaft gewesen, betonte Mitevska. Mutter Teresa sei zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 40 Jahre alt gewesen. "Wenn man das in die heutige Zeit überträgt: Wie viele Frauen würden heute mit 40 alles aufgeben und einen völlig neuen Weg einschlagen? Diese Radikalität hat mich fasziniert", so Mitevska.
"Eine Heilige der Dunkelheit"
Nachhaltig beeindruckt habe Mitevska bei ihrer Recherche Mutter Teresas Glaube und Hingabe. "Ich dachte immer wieder: Wie viele von uns wären heute bereit, das zu tun, was sie vor fast 100 Jahren getan hat – die Sicherheit hinter sich zu lassen und ins Unbekannte zu springen?" Die größte Überraschung sei jedoch ihr tiefes Verständnis für die Menschheit gewesen, so Mitevska. "In ihrem Tagebuch schreibt sie: 'Wenn ich jemals eine Heilige werde, dann eine Heilige der Dunkelheit.' Das zeigt ihre Zweifel und ihre Menschlichkeit."
Beeinflusst hat Mitevska, die wie Mutter Teresa aus Skopje stammt, auch die kulturelle Nähe. "Mutter Teresa war eine Frau vom Balkan, geprägt von einer Region, die für ihre Widersprüche bekannt ist: Wärme und Härte, Tradition und Umbruch." Bei der Recherche habe sie entdeckt, dass sie mit der Heiligen ähnliche Werte teile: "die Fähigkeit, in schwierigen Umständen Stärke zu finden und die Bereitschaft, für etwas Größeres als uns selbst zu kämpfen".
Gemischte Reaktionen
Der Film "Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten" spielt im Jahr 1948 in Kalkutta und thematisiert die letzten sieben Tage von Mutter Teresa im Orden der Loreto-Schwestern, ehe sie beschloss, das Kloster zu verlassen und den Orden der "Missionarinnen der Nächstenliebe" zu gründen. Die Hauptrolle spielt die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace. In Deutschland und Österreich kam der Film am vergangenen Donnerstag in die Kinos. Er löste bei Kritikern gemischte Reaktionen aus. Moniert wurden unter anderem Anleihen beim Horror-Genre.
Mutter Teresa, bürgerlich Anjeze Gonxhe Bojaxhiu, wurde 1910 im heutigen Nordmazedonien geboren. 1979 wurde sie für ihre Arbeit mit Armen, Kranken, Obdachlosen und Sterbenden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die 1997 verstorbene Ordensfrau wurde 2016 durch Papst Franziskus heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist am 5. September, ihrem Todestag. (KNA)