"Mir geht es gut, dem Alter entsprechend"

Karl Braun: Der Bamberger Alterzbischof wird 95

Veröffentlicht am 13.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Marion Krüger-Hundrup (KNA) – Lesedauer: 

Bamberg ‐ Ein fast 95-Jähriger zieht sich zurück – doch nicht aus dem Leben. Der Bamberger Alterzbischof Karl Braun lebt still, aber aufmerksam gegenüber Kirche und Welt. Was ihn bis heute antreibt und wie er sich fühlt.

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Es ist ruhig geworden um den betagten Herrn in seinem Mietshaus im Bamberger Stadtteil Wildensorg. Völlig zurückgezogen aus den hektischen Umtrieben des Alltags lebt Alterzbischof Karl Braun einem Frieden entgegen, von dem sein tiefer Glaube spricht. "Mir geht es gut, dem Alter entsprechend", antwortet er auf die Frage nach seinem Befinden, kurz vor seinem 95. Geburtstag am Samstag, 13. Dezember. Reife, Gelassenheit, Gottvertrauen strahlt der gebürtige Allgäuer aus.

Und das bei aller körperlicher Gebrechlichkeit, die ihn in der Bewegung einschränkt. Doch sein Geist ist frisch und jung geblieben, lässt ihn aufmerksam die innerkirchlichen Debatten verfolgen: um Strukturen, um die ewig heißen Eisen, um tatsächlichen oder vermeintlichen Reformstau. Besonders die Geschehnisse an seinen priesterlichen und bischöflichen Wirkungsorten Bamberg, Eichstätt, Augsburg und Rom interessieren Karl Braun nach wie vor.

Austausch mit Nachfolgern

Umso vitaler ist dann der Austausch mit den wenigen Besuchern, die er noch empfängt. Zu diesen gehören seine Nachfolger auf dem Bamberger Bischofsstuhl. Der ebenfalls emeritierte Erzbischof Ludwig Schick sucht ihn regelmäßig auf und ist berührt vom "Apostolat des Gebetes", das Karl Braun für Menschen in und außerhalb der Kirche pflegt: "Er hat sein ganzes Leben im Geist Jesu Christi der Kirche und den Menschen gewidmet", würdigt Schick seinen Vorgänger. Dieser sei ihm stets ein verlässlicher Berater und treuer Weggefährte. So wünsche er dem Jubilar "weiter Gesundheit des Leibes und der Seele, Zufriedenheit und Wohlergehen".

Auch Herwig Gössl, amtierender Erzbischof von Bamberg, hält den Kontakt mit Karl Braun aufrecht. Er erinnert an das von Braun initiierte "Bamberger Pastoralgespräch", mit dem dieser "einen wichtigen Akzent der Synodalität in unserem Erzbistum" gesetzt habe. Zugleich dankt der amtierende dem Alterzbischof für seine "liebenswürdigen und pastoral hilfreichen Gedanken, die immer zugleich getragen sind vom Fundament einer tiefen Verwurzelung im katholischen Glauben".

Zeitzeuge des Konzils

Und auf dem Fundament des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), das Braun als Sekretär seines Augsburger Heimatbischofs Joseph Freundorfer aktiv miterlebte. Weitsichtig bilanzierte er einmal: "Die vom Konzil initiierte wahre Reform der Kirche kann nicht gelingen ohne die innere Erneuerung und Umwandlung des Geistes und des Herzens." Der Weg der Verwandlung müsse von innen nach außen gehen: "Eine andere Abfolge führt nach dem Geist und dem Buchstaben des Konzils nicht zum Ziel". Denn die Kirche sei kein "Supermarkt der Unverbindlichkeiten", sondern eine Gemeinschaft, die durch das Glaubensbekenntniss, die Sakramente und die kirchliche Leitung zusammengehalten werde.

„Die vom Konzil initiierte wahre Reform der Kirche kann nicht gelingen ohne die innere Erneuerung und Umwandlung des Geistes und des Herzens.“

—  Zitat: Alterzbischof Braun

Der promovierte Kirchenrechtler Braun, der 1958 in Rom die Priesterweihe empfing, versteht sein Jubiläum nicht als ein nostalgisches Zurückschauen auf Vergangenes, sondern als einen "hoffnungsvollen Dank für Wertbeständiges, das auch heute im Leben mit Christus wächst". Er sehe sein Dasein und Beten als eine schöne Aufgabe an: nämlich "einen Dienst in der Krypta der Kirche, am Fundament des Ganzen und dessen Zukunft, im Mitleiden an der aktuellen seelsorglichen Situation".

Vertrauen auf Gott

Da wird spürbar, wie intensiv sein bischöflicher Wahlspruch bis ins hohe Alter ausstrahlt: "Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben." Braun übersetzt dieses Leitwort in die Weite hinein: "In aller Unsicherheit der Welt und unseres Lebens, angesichts der Frage, was denn noch sicher ist, dürfen wir vertrauen: Sicher ist die Liebe dieses durchbohrten Herzens, sicher ist seine Barmherzigkeit." Seinen 95. Geburtstag feiert der Alterzbischof mit einem Dankgottesdienst unter Mitwirkung der Erzbischöfe Ludwig Schick und Herwig Gössl sowie dem Ständigem Diakon Georg Paszek in seiner Hauskapelle.

Von Marion Krüger-Hundrup (KNA)