Kardinal Hollerich leitete Zeremonie in Notre-Dame

50 Priester und Laien des NS-Widerstands seliggesprochen

Veröffentlicht am 15.12.2025 um 10:44 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Sie wagten sich hinter feindliche Linien, um französischen Landsleuten im Zweiten Weltkrieg beizustehen. Dafür wurden sie von den Nazis umgebracht. Nun zählen sie offiziell zu den Seligen der katholischen Kirche.

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50 französische Priester, Ordensleute, Seminaristen und gläubige Laien, die von den Nationalsozialisten getötet wurden, sind am Wochenende in Paris seliggesprochen worden. Die Zeremonie in der Kathedrale Notre-Dame fand unter Leitung des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich statt. In seiner Predigt würdigte er die 50 Märtyrer als "Lichtpunkte" eines dunklen Zeitalters. Inmitten des Krieges und angesichts unmenschlicher Gräueltaten hätten sie ihren Mitmenschen Gottes Liebe und Barmherzigkeit offenbart.

Die Männer hatten sich im Zweiten Weltkrieg als Freiwillige für die auch vom Pariser Kardinal Emmanuel Suhard unterstützte "Mission St. Paul" gemeldet. Im Geheimen versuchten sie unter anderem im Rheinland, in Thüringen, Berlin, Schlesien und auch in Österreich, Franzosen religiös zu betreuen und zu unterstützen, die für Zwangsarbeitsdienste von den Nationalsozialisten verschleppt worden waren.

Sie wurden verhaftet und starben 1944 und 1945 in Gewahrsam der Gestapo, in NS-Konzentrationslagern wie Buchenwald, Mauthausen und Dachau oder später aufgrund der körperlichen Folgen der Lagerhaft. Einige wurden hingerichtet; andere starben an nicht behandelten Krankheiten wie Typhus oder bei sogenannten Todesmärschen. Die meisten waren bei ihrem Tod erst in ihren Zwanzigern.

"In vollem Bewusstsein der Gefahr"

"Sie wurden wegen subversiver Aktivitäten gegen das Dritte Reich verhaftet und anschließend gefoltert", erklärte das vatikanische Dikasterium für Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Juni, nachdem Papst Leo XIV. die Seligsprechungsdekrete unterzeichnet hatte. Die Märtyrer hätten "in vollem Bewusstsein der Möglichkeit, getötet zu werden, und in vertrauensvoller Hingabe" Zeugnis für ihren christlichen Glauben abgelegt.

Unter den Seliggesprochenen ist auch der Jesuit Victor Dillard, der in Deutschland als Geheimpriester tätig war. Ab 1943 setzte er sich in Wuppertal für französische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein. Er arbeitete unter falschem Namen und betreute rund 2.000 Menschen. Der Franzose starb 1945 im KZ Dachau. Er wurde später auch als einer der "Wuppertaler Blutzeugen" bezeichnet. (KNA)