Treffen könnte bereits vor dem offiziellen Beginn scheitern

Vatikan betet für Panorthodoxes Konzil

Veröffentlicht am 07.06.2016 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Ökumene

Vatikanstadt/Rom ‐ Am Samstag soll in der Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern für ein Gelingen des ersten orthodoxen Konzils seit Jahrhunderten gebetet werden. Aber vielleicht kommt das Gebet zu spät.

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Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen unter Leitung von Kurienkardinal Kurt Koch erklärte, dies sei Ausdruck der "spirituellen Nähe der katholischen Kirche zur orthodoxen Kirche".

Unter dem Leitwort "Er rief alle zur Einheit" sollen von 19. bis 26. Juni rund 350 Bischöfe der griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie aus aller Welt auf Kreta zu ihrer "Großen und Heiligen Synode" zusammenkommen. Es handelt sich um die erste derartige Zusammenkunft der heute 14 selbstständigen ("autokephalen") Kirchen in der Neuzeit. Panorthodoxe Synoden früherer Jahrhunderte waren deutlich kleiner und regional begrenzt.

Konzil könnte noch vor dem Beginn scheitern

Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass das Konzil kurz vor Beginn noch scheitern könnte. Im Vorfeld müssten noch wichtige Fragen geklärt werden, sagte etwa der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion am Montag in Moskau. Das halte er aber "für sehr unwahrscheinlich, weil zu wenig Zeit bleibt". Das oberste Leitungsgremium des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel wies am Montagabend Forderungen nach einer Verschiebung des Konzils zurück

"Ich habe Angst, dass es sich bei dieser harten diktatorischen Haltung um den Versuch handelt, anderen seine eigene Meinung aufzuzwingen", sagte der Moskauer Erzpriester Andrej Nowikow der russischen Nachrichtenagentur Tass (Dienstag). Konstantinopel strebe offenbar nach "unbegrenzter Macht in der orthodoxen Welt" und nach einem "östlichen Papsttum". Dadurch werde das Zustandekommen des Konzils gefährdet.

Zuvor hatte bereits die bulgarische und die georgische Kirche Bedingungen gestellt und mit Boykott gedroht. Aus Bulgarien kam die Forderung, "thematische und organisatorische Änderungen" für das Konzil vorzunehmen. Zu den insgesamt sechs "Einwänden" der Kirchenleitung gehörte unter anderem, dass auf der Tagesordnung "aktuelle Themen von großer Relevanz" für die orthodoxe Christenheit fehlten. Welche Themen das genau seien,  sagten die Kirchenführer allerdings nicht. Die georgisch-orthodoxe Kirche hatte angekündigt, sie werde mehrere Textvorlagen ablehnen. Dazu gehöre, dass nichtorthodoxe Religionsgemeinschaften als Kirchen eingestuft werden. (bod/KNA)