Hinter Gittern

Wo normalerweise drei Waschbären herumklettern, sind im Moment 35 Pfadfinder aus Heimbach-Weis, einem Stadtteil von Neuwied, am Werk: Sie gestalten das Gehege neu – und haben dafür genau 72 Stunden Zeit. Die Idee dazu kam von Peter Bleidt. Der 26-Jährige hat mit der Gruppe die sogenannte "Do it"-Variante der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gewählt und sich das Projekt selbst ausgedacht. Außerdem hat er direkt 18 Mädels aus seiner Pfadfindergruppe zum Mitmachen motiviert: Jetzt basteln sie gerade mit Strick und Holzstücken an einer Hängebrücke für das Waschbären-Gehege.
Nicht nur vor dem Gehege wundern sich die Besucher des Zoos im Moment. Auch der Kinderspielplatz sieht anders aus als sonst. Dort haben die Pfadfinder ihr Zelt aufgebaut, denn sie übernachten sogar im Zoo. Das ist auch nötig: Von Donnerstag auf Freitag haben sie gleich eine Nachtschicht eingelegt. In der Zeit konnten sie einen Bagger leihen und haben das etwa 45 Jahre alte Gehege zuerst einmal komplett leer geräumt. Bei Dauerregen war sowieso nicht an Schlaf zu denken: "Alles war nass", berichtet Hannah Dierdorf (13). "Und dann die ganzen Tiere um uns herum." "Man hört den Löwen, da wird einem schon ein bisschen mulmig", fügt ihre Freundin Paula Roos (13) hinzu.
Bis Sonntag ist noch viel zu tun
Doch trotz Müdigkeit stürzen sich die Mädels weiter in die Arbeit: Sie suchen Sponsoren, die Baumaterial spenden. Denn die Gruppe braucht Holz, einen Bagger und Zementmischmaschinen. Die Pfadfinder haben bis Sonntagnachmittag noch viel vor: Einen Bachlauf anlegen, die Wand vertäfeln, neue Klettermöglichkeiten errichten und kleine Häuschen bauen, damit sich die Waschbären auch einmal vor den neugierigen Blicken der Zoobesucher verstecken können. "Die größte Überraschung für die Waschbären wird bestimmt das Baumhaus mit der Hängebrücke", sagt Annalena Otto (13).
Auf diese Überraschung für seine Schützlinge freut sich auch Zoodirektor Mirko Thiel. Er schaut sich die Baustelle mehrmals am Tag an und ist froh, dass die Pfadfinder so begeistert bei der Sache sind. "Der Zoo wird von einem gemeinnützigen Verein getragen. 92 Prozent unserer Mittel müssen wir selbst erwirtschaften. Da sind wir auf Spenden angewiesen und deshalb sehr froh, dass dieses Projekt der 72-Stunden-Aktion hier bei uns stattfindet."
Ein erfreuter Zoodirektor
Und wo sind die Waschbären, während ihr Gehege eine Baustelle ist? Sie sind im Leopardenhaus untergebracht, das im Moment leer steht. "Obwohl sie bestimmt gerne geholfen hätten", sagt Zoodirektor Thiel lachend. "Doch sie müssen jetzt 72 Stunden lang dort ausharren und sind bestimmt die einzigen, die sich noch mehr über das neue Gehege freuen, als ich."
Von Miriam Steimer