Imam sieht sich herabgesetzt und besteht auf klärendem Gespräch

Medien: Schule entschuldigt sich im Handschlag-Streit

Veröffentlicht am 14.07.2016 um 08:32 Uhr – Lesedauer: 
Religionen

Berlin ‐ Neue Entwicklung im Berliner Handschlag-Konflikt. Die Platanus-Schule hat sich im Streit zwischen einem Imam und einer Lehrerin um einen verweigerten Handschlag entschuldigt. Der Imam verlangt aber mehr.

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Ende Mai hatte eine Lehrerin der Schule in Berlin-Pankow ein pädagogisches Gespräch mit der Familie abgebrochen, weil der Vater ihr aus religiösen Gründen nicht die Hand geben wollte. Sie soll ihm daraufhin Frauenfeindlichkeit vorgeworfen und ihn aufgefordert haben, sich der Kultur in Deutschland anzupassen. In der Folge erstattete die Familie Strafanzeige gegen die Lehrerin wegen Beleidigung und Verletzung der Religionswürde.

In ihrem Schreiben erklärte die Schule in freier Trägerschaft laut rbb, man habe niemanden in seiner Religionsfreiheit oder in sonstiger Weise persönlich verletzen wollen. Gleichzeitig habe die Schule die Kündigung der Schulverträge der beiden Kinder des Imams bestätigt. Der Sender teilte weiter mit, in einem Antwortschreiben von Seiten des Imams werde ein "offenes und ehrliches Gespräch unter allen Beteiligten" eingefordert. Dies diene dem Kindeswohl, da der Sohn des Imams habe mitansehen müssen, wie sein Vater "in empfindlichem Maße herabgewürdigt wurde". Ohne ein solches Gespräch habe man ernsthafte Zweifel, dass die Schule hinreichend dafür sorge, zukünftige Konflikte zu vermeiden.

Ähnlicher Streit in der Schweiz

Ausgangspunkt der Auseinandersetzung waren laut rbb Schüler-Rangeleien auf dem Schulhof. Der Sohn des Imams sei unter anderem deswegen schriftlich verwarnt worden; dies habe zu mehreren pädagogischen Gesprächen mit der Mutter und schließlich auch dem Vater geführt. Dieser sei ein strenggläubiger Schiit aus der Osttürkei, im iranischen Ghom und im irakischen Nadschaf theologisch ausgebildet.

Im Frühjahr hatte ein ähnlicher Streit in der Schweiz für Aufsehen gesorgt. Dort entschied im Mai eine Schulbehörde, dass Schüler zum Handschlag gezwungen werden können. Verweigern sie ihren Lehrerinnen diese Geste, drohen den Eltern hohe Geldstrafen. (KNA)

Linktipp: Handschlag-Konflikt auch an Berliner Schule

Unter Verweis auf religiöse Gründe hat ein Berliner Imam einer Lehrerin seines Sohnes den Handschlag verweigert. Jetzt ist der Konflikt an der Platanus-Schule in Berlin-Pankow laut rbb eskaliert.