Briefe und E-Mails wegen Umbau der Hedwigskathedrale

Koch zum Amtsantritt bedroht

Veröffentlicht am 16.12.2016 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Dass der Umbau der Hedwigskathedrale für die Berliner Katholiken ein schwieriges Thema ist, war bekannt. Dennoch überrascht, wie sehr Erzbischof Heiner Koch deswegen verbal attackiert wurde.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch ist zu seinem Amtsantritt mit Drohungen begrüßt worden. Mit Blick auf den Umbau der Hedwigskathedrale sei er "mit Briefen befeuert worden, die mich vor einer Umgestaltung warnten", sagte er am Donnerstag im Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Tag des Herrn". Ansonsten würde es für ihn "sehr kalt und einsam werden", zitiert er eine der Zuschriften.

Briefe und E-Mails haben ihn sehr getroffen

Dass unter den Hunderten Briefen und E-Mails, die er erhalten habe, auch persönlich verletzende gewesen seien, habe ihn sehr getroffen. Inzwischen schüttele er darüber jedoch den Kopf und sage: "Das dürfte unter Menschen und Christen so nicht gesagt werden", so der Erzbischof. Dennoch habe er viele Briefe auch nach der Bekanntgabe des Umbaus beantwortet, auch solche, die ihn verwundet hätten.

Koch war im September 2015 aus dem Bistum-Dresden Meißen nach Berlin gekommen. Bereits sein Vorgänger, Kardinal Rainer Maria Woelki, hatte den Umbau der Kathedrale beschlossen und dazu einen Architektenwettbewerb ausgerufen. Kurz danach war er aber zum Erzbischof von Köln ernannt worden. Im Anschluss gab es Proteste gegen die geplante Sanierung. Koch gab schließlich an Allerheiligen 2016 bekannt, den Umbau des Innenraums trotzdem zu vollziehen.

Das Modell der Neugestaltung der Hedwigskathedrale Berlin.
Bild: ©katholisch.de

Der Siegerentwurf für die Neugestaltung des Innenraums der Hedwigkathedrale.

In der Nacht vor der Bekanntgabe habe er "mehr gebetet als geschlafen", gesteht Koch. Denn ihm sei bewusst gewesen, "dass es um einen wesentlichen Schritt in der Geschichte dieses Bistums geht". Er habe jedoch gewusst, "dass keine Entscheidung auch keine Alternative sein konnte". Daher habe er sich den Reformationstag und auch Allerheiligen für das Gebet weitgehend freigehalten: "Lieber Gott, ich habe das getan, was mir möglich ist, jetzt musst Du auch das Deine tun!", so Koch.

Koch mit Siegerentwurf zufrieden

Koch tritt in dem Interview auch Gerüchten entgegen, er sei mit dem Siegerentwurf für den geplanten Umbau nicht zufrieden gewesen. Der Entwurf greife die Architektur des Rundbaus noch konsequenter auf und bringe sie zur Geltung, so der Erzbischof. "Der Altar unter der Kuppel unterstreicht und verdeutlicht, dass sich die Gemeinde um den Herrn in ihrer Mitte versammelt." Und in der Unterkirche münde die Mittelachse von der Kuppel durch den Altar in das Taufbecken. Auf diese Weise werde die Verbindung zwischen Taufe und Eucharistie betont. Eine offene Frage sei für Koch dagegen, wie man mit der künftig so zentralen Position des Altars die nicht-eucharistische Gottesdienste feiert und ob man Stühle oder Bänke für den Innenraum verwenden soll.

Die Bauarbeiten in der Hedwigskathedrale sollen frühestens 2018 beginnen. Das Erzbistum Berlin schätzt die Kosten des gesamten Projekts auf 60 Millionen Euro. 43 Millionen Euro sind für die Bischofskirche veranschlagt, 17 Millionen Euro für das Bernhard-Lichtenberg-Haus. Vorgesehen ist, dass zwei Drittel der Kosten von den deutschen Diözesen sowie ein Drittel durch staatliche Fördermittel und Spender getragen werden. (bod)