Wie beten Sie? Und welcher Beter steht sonntags neben Ihnen?

Die sechs Beter-Typen

Veröffentlicht am 22.03.2017 um 14:01 Uhr – Lesedauer: 
Buntes

Bonn ‐ Egal, in welcher Gemeinde man den Gottesdienst besucht: Spätestens beim Vaterunser gibt es diesen Wiedererkennungswert, eine Art Déjà-vu der Betstile. Wir haben sechs verschiedene zusammengestellt.

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1. Der Laute*

Egal, ob das "Lob sei dir Christus" nach dem Evangelium oder das "Amen" nach dem Hochgebet: Die Stimme dieses Beters ist so laut, dass man ihn noch drei Bänke weiter hört. Bestimmt ist oder war dieser Typ Beter Mitglied in einem Chor, denn er spricht dazu noch sehr deutlich und gut verständlich. Dieser Mensch ist natürlich auch bei den Liedern text- und melodiesicher - und selbst, wenn er sich doch mal vertut, glaubt man eher an einen Druckfehler auf dem Liedzettel, so sehr klingt in seinem Gesang der Brustton der Überzeugung mit. Seine Nähe sucht man am besten, wenn man nicht so häufig in die Kirche geht und unsicher beim Ablauf ist - oder aber seine Lesebrille vergessen hat.

2. Der Stumme

Auch dieser Typ Gottesdienstbesucher betet - aber man hört ihn nicht. Dafür, dass er nicht nur körperlich anwesend ist, spricht, dass er seine Hände faltet und das Gotteslob auf der richtigen Seite aufschlägt. Selbst beim Friedensgruß grüßt er Sie nur mit einem Nicken oder einem Lächeln. Wenn Sie sein Gesicht gut kennen, aber seine Stimme noch nie gehört haben - warum grüßen Sie ihn dann nicht einfach mal nach dem Gottesdienst? Wer weiß, vielleicht steckt ein netter Mensch dahinter.

3. Der Innige

Seine Finger sind zum Gebet entweder fest verschränkt - oder er legt gleich seine Handflächen perfekt aufeinander, natürlich genau auf Brusthöhe. Aber das tut dieser Beter nicht aus falscher Frömmigkeit, sondern aus Inbrunst. Das merken Sie spätestens beim zweiten Lied, denn da fällt er durch Singen mit geschlossenen Augen auf und dadurch, dass er leicht im Takt mitschwingt. Die Chancen sind übrigens groß, dass Sie diesen Menschen auch sonst häufig in der Gemeinde treffen, zum Beispiel als Katechet an der Gitarre. Und woran sie seine Lieblingslieder erkennen? Daran, dass er sich sichtlich stoppen muss, noch die vierte und fünfte Strophe zu singen.

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Video: © katholisch.de

Was bedeutet Beten? Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger".

4. Der Zaghafte

"Wir bitten dich, erhöre uns" kann dieser Typ mit fast geschlossenen Lippen sagen. Auch sein Händedruck beim Friedensgruß ist sehr zurückhaltend – wenn er Ihnen überhaupt die Hand entgegenstreckt! Keine Frage, dieser Mensch ist sehr zaghaft und häufig auch ohne Gotteslob unterwegs. Ob er oder sie sich das Blättern nicht zutraut? Interessanterweise ist dieser Typ Beter recht oft in der Nähe des Lauten zu finden. Also Vorsicht vor schnellen Urteilen: Vielleicht hat dieser Mensch auch nur seine Lesebrille vergessen!

5. Der Schusselige

Dieser Typ Mensch ist in Gedanken wohl woanders. Wenn er nicht schon dadurch aufgefallen ist, dass er die Kirche zu spät und mit lautem Türenknall betreten hat, dann spätestens, wenn ihm das Gotteslob zum zweiten Mal beim einhändigen Blättern herunterfällt. Auch mit dem Strophen finden hat er es nicht so - schließlich steht er auf dem Platz, von dem aus man nur mit Verrenkung die Liederanzeige lesen kann! Und bevor ihm dabei wieder das Gotteslob herunterfällt: Helfen Sie ihm doch, indem Sie ihm Ihr aufgeschlagenes Buch hinhalten. Jeder hat mal einen schlechten Tag.

6. Der Schnelle

Offenbar hat dieser Mensch es sehr eilig. Ob seine Parkuhr bald abläuft? Jedenfalls betet er das Vaterunser, als sei es ein Wettrennen und er wolle als Erster "Amen" sagen. Auch beim Singen ist er den anderen gern einige Takte voraus und stiftet so schon mal Verwirrung um sich herum. Nehmen Sie es ihm nicht übel, denn er kann nichts dafür, dass er seiner Zeit einfach voraus ist. Freuen Sie sich doch stattdessen, dass er nicht Ihr Lektor ist oder die Fürbitten vorträgt.

*Die Betertypen gibt es natürlich sowohl unter Männern als auch unter Frauen. Wir unterscheiden in unserer Auflistung aber grammatikalisch nicht zwischen den Geschlechtern.

Von Johanna Heckeley

Linktipp: Unsere Gebete

Wir beten, weil wir Gott danken möchten. Aber auch, weil wir ihn um Hilfe in Notsituationen und Lebenskrisen bitten dürfen. Katholisch.de stellt zentrale Gebete vor.