Bischof Zdarsa vollzieht Bußritus in zwei Kirchen

Bischof Konrad Zdarsa wird am Freitagabend die zwei geschändeten Kirchen in Vöhringen und Bellenberg mit einem Bußritus wiedereröffnen. Das gab die Pfarreiengemeinschaft Vöhringen auf ihrer Homepage bekannt. In der Stadtpfarrkirche St. Michael in Vöhringen wurden mehrere Innenwände, sakrale Gegenstände sowie der Altar vor einem Monat mit Beschimpfungen in goldener Farbe besprüht. Derselbe Täter beschmierte drei Tage später in der Kirche "Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz" in Bellenberg die Wände, den Altar und das Orgelgehäuse. Am selben Tag fasste ihn die Polizei.
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Neben dem Sachschaden, der sich pro Kirche laut der Pfarreiengemeinschaft auf einen fünfstelligen Betrag beläuft, sei für die Gemeindemitglieder der ideelle Schaden "besonders schmerzlich". Per Dekret beschloss das Bistum daraufhin die Schließung beider Kirchen. Durch die Entehrung sei zwar der Charakter der Weihe eines heiligen Orts nicht aufgehoben, dennoch sei die Heiligkeit verletzt worden, so die Pfarreiengemeinschaft weiter. Deshalb sei es nicht nötig, den Altar und die Kirche neu zu weihen. Mit geweihtem Wasser werden allerdings Altar und Wände der Kirche symbolisch abgewaschen. Der Ritus sieht die liturgische Farbe Violett als Ausdruck des Bußcharakters vor. Zu Beginn ist der Altar weder mit Kerzen noch Altartuch geschmückt.
Vergleichbare Fälle, die einen Bußritus notwendig machten, sind im Bistum laut Pressesprecher Karl-Georg Michel nicht bekannt. Die schwerwiegende Verletzung der Heiligkeit eines Ortes hätten diesen Bußritus nach Canon 1211 des Codex Iuris Canonici in den beiden Pfarreikirchen allerdings nötig gemacht. Dafür müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Es müssen schwer beleidigende, frevelhafte Handlungen dort vorgenommen worden sein. Diese Handlungen müssen der Heiligkeit des Ortes widersprechen. Sie müssen bei den Gläubigen Ärgernis hervorgerufen haben. Die Besonderheit sei neben der optischen Wiederherstellung der Unversehrtheit der Kirchengebäude das Mitwirken der Gemeinde an der Heiligkeit des Kirchengebäudes und der Ortskirche, so das Bistum. Das komme auch in den verwendeten Gebeten und Gesängen zum Ausdruck. (jcm)