Vatikan veröffentlicht Schreiben an Bischöfe

Papst erlaubt Trauungen bei Piusbrüdern

Veröffentlicht am 04.04.2017 um 12:42 Uhr – Lesedauer: 
Sakramente

Vatikanstadt/Bonn ‐ Papst Franziskus geht weiter auf die Piusbruderschaft zu. Künftig können Katholiken bei den Traditionalisten erlaubt ihre Hochzeit feiern. Am Status der Bruderschaft soll das jedoch nichts ändern.

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Papst Franziskus geht einen weiteren Schritt auf die Piusbruderschaft zu: Zukünftig können katholische Paare in Gottesdiensten der Bruderschaft gültig heiraten. Am Dienstag veröffentlichte der Vatikan ein Schreiben der Glaubenskongregation an die Ortsbischöfe, wonach den Gläubigen die Trauung bei der Priesterbruderschaft St. Pius X. erlaubt werden kann. Bislang konnten Katholiken bei der nicht in voller Gemeinschaft mit der Kirche stehenden Bruderschaft nur das Bußsakrament gültig und erlaubt empfangen.

Müller: Status der Bruderschaft ändert sich nicht

In seinem Schreiben an die Ortsbischöfe betonte der Präfekt der Kongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dass die neue Erlaubnis die "derzeit objektiv andauernde kirchenrechtliche Illegitimität der Piusbruderschaft" nicht aufhebe. Vielmehr zeige sich darin ein pastorales Entgegenkommen des Papstes gegenüber den Gläubigen, "die den pastoralen Aktivitäten der Bruderschaft folgen". Müller erinnerte daran, dass Franziskus Ende vergangenen Jahres bereits die allgemeine Erlaubnis erteilt hatte, von Priestern der Bruderschaft das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. Damit setzte er die zuvor geltende Regelung für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit in dauerndes Recht um.

Der Generalobere der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay.
Bild: ©KNA

Bischof Bernard Fellay ist der Generalobere der Piusbruderschaft. Zuletzt gingen von seinen Gesprächen mit dem Vatikan vermehrt positive Signale aus.

Nach kirchlicher Lehre werden in der Piusbruderschaft zwar alle Sakramente gültig, nicht aber erlaubt gespendet. Dies galt bislang auch für die kirchlichen Trauungen. Die Mitteilung der Glaubenskongregation sieht vor, dass Diözese und Bruderschaft zukünftig zusammenarbeiten sollen. Demnach solle die Trauassistenz von einem Diözesanpriester übernommen werden, während die eigentliche Heilige Messe von einem Priester der Bruderschaft gefeiert wird. Sollte dieses Vorgehen nicht eingehalten werden können, kann der Ortsbischof "die erforderlichen Vollmachten unmittelbar dem Priester der Bruderschaft" erteilen.

Die neue Erlaubnis solle "Gewissensnöte der Gläubigen, die der Piusbruderschaft anhängen" ebenso beseitigen, wie bestehende Rechtsunsicherheiten in Bezug auf das Ehesakrament, heißt es im Schreiben weiter. "Zugleich könnte dies zur vollen institutionellen Einigung beitragen." Diese scheint zuletzt immer näher zu rücken. Der von Vatikan-Seite für den Dialog zuständige Erzbischof Guido Pozzo hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, die Piusbrüder hätten das Angebot für die zukünftige Rechtsgestalt der Bruderschaft innerhalb der Kirche akzeptiert. Der Generalobere der Piusbrüder, Bischof Bernard Fellay, war bereits mehrfach zu Gesprächen im Vatikan und war dort auch mit Papst Franziskus zusammengetroffen. (kim)

Linktipp: Medien: Einigung mit den Piusbrüdern rückt näher

Bereits vor einigen Monaten gab es Hinweise - nun äußert sich auch der zuständige Kurienerzbischof optimistisch: Kehrt die Piusbruderschaft bald zur katholischen Kirche zurück? (Artikel von Januar 2017)