Jerusalem: Karfreitag von Messerattacke überschattet

Während der Feierlichkeiten zum Karfreitag in Jerusalem ist es trotz massiver Polizeipräsenz zu einer tödlichen Messerattacke gekommen. Ein Palästinenser aus Ost-Jerusalem griff eine Britin in der Nähe der Altstadt mit einem Messer an, wie die israelische Polizei mitteilte. Das Opfer erlag nach Angaben des Krankenhauses kurz darauf seinen Verletzungen. Der Attentäter wurde festgenommen. Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass der Mann psychisch krank ist.
Attacke in Straßenbahn
In der Jerusalemer Altstadt hatten tausende christliche Pilger unter hohen Sicherheitsvorkehrungen an den traditionellen Kreuzwegsprozessionen der verschiedenen Konfessionen teilgenommen. Bei sonnigem Wetter drängten sie sich entlang der Via Dolorosa, um die 14 Stationen des Leidensweges Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und zum Grab nachzugehen. Die Prozessionen selbst verliefen ohne Zwischenfälle. Auch zur zentralen Feier in der Grabeskirche waren seit den frühen Morgenstunden Hunderte Menschen gekommen.
Linktipp: Der österliche Ausnahmefall
Die Regeln sind kompliziert und die Gelegenheit ist selten: Westliche und orthodoxe Kirchen feiern dieses Jahr am selben Tag das die Auferstehung Jesu. Das nächste Mal wird es erst 2025 soweit sein.Die Polizei hatte laut Medienberichten die Zahl ihrer Einsatzkräfte um 1.500 zusätzliche Polizisten erhöht. Zahlreiche Gassen in der Altstadt waren zeitweise gesperrt. Der laut Polizei 57-jährige Attentäter hatte die Frau in einer Straßenbahn attackiert. Bei dem Opfer soll es sich um eine 25-jährige Studentin aus Großbritannien handeln, die auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt. Aufgrund des folgenden, abrupten Halts der Bahn wurde auch eine schwangere Frau verletzt. Ein Polizist in der Bahn überwältigte den Mann.
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin verurteilte die Attacke. "Der Terror wird niemals unsere Leben hier zerstören", sagte er in Jerusalem. Polizisten würden sich auch weiterhin um die Sicherheit der Anwohner und Besucher kümmern.
Hölzerne Kreuze
Traditionell gehen viele Pilger am Karfreitag den Kreuzweg Jesu. Viele Gruppen tragen dabei hölzerne Kreuze mit sich. Der Kreuzweg endet an der Grabeskirche, an der sich insgesamt sechs Konfessionen nach genauem Zeitplan mit ihren Gottesdiensten abwechseln. Die im sogenannten Status quo aus dem 19. Jahrhundert festgeschriebene Regelung verbietet jede Veränderung dieser Ordnung. Sie ist auch der Grund, warum die katholische Osternachtsfeier in der Grabeskirche bereits am frühen Samstagmorgen gefeiert wird.
Am Freitagabend wird die seit Jahrhunderten von den Franziskanern gepflegte Tradition der Kreuzabnahme und Grablegung gefeiert: Dazu wird auf dem Golgota-Hügel eine hölzerne Jesusfigur vom Kreuz abgenommen, gesalbt und zum Grab getragen.
Trotz verschiedener Kalendersysteme feiern Ost- und Westkirchen in diesem Jahr gemeinsam Ostern. Als Höhepunkt der ostkirchlichen Feiern gilt die über 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag. Nach orthodoxem Volksglauben entzündet sich auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird anschließend an die Gläubigen weitergereicht.
Heiliges Land: Besucherandrang an den Ostertagen
In diesem Jahr gibt es im Heiligen Land kein Ostern wie jedes andere. Dafür sorgen nicht nur erhöhte Sicherheitsvorkehrungen, sondern auch ein noch größerer Ansturm von Pilgern und Touristen als sonst.In die Karwoche fällt in diesem Jahr auch das einwöchige jüdische Pessachfest, das am 18. April mit Einbruch der Dunkelheit endet. Es erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Zehntausende jüdische Besucher besuchen anlässlich des Fests die Jerusalemer Altstadt und die Klagemauer.
Rund 80.000 christliche Pilger
Das israelische Tourismusministerium erwartet einen Anstieg der Touristenzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Man rechne mit 79.500 christlichen Pilgern für die Heilige Woche, sagte die Ministeriumssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zusätzlich werden 78.500 jüdische Besucher zum Pessachfest erwartet. In den vergangenen Jahren waren die Besucherzahlen wegen der anhaltend angespannten Sicherheitslage teils deutlich zurückgegangen. (gho/dpa/KNA)