Vatikan kündigt Heiligsprechungen an

37 neue Heilige für die Kirche

Veröffentlicht am 20.04.2017 um 13:20 Uhr – Lesedauer: 
37 neue Heilige für die Kirche
Bild: © KNA
Heilige

Bonn ‐ Papst Franziskus wird in Fatima die beiden Seherkinder Jacinta und Francisco heiligsprechen. Daneben will er 35 weitere Menschen ins Heiligenbuch einschreiben. Katholisch.de stellt die neuen Heiligen vor.

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Papst Franziskus hat bereits mehr Menschen heiliggesprochen als jeder einzelne seiner Vorgänger. Und nun will er 37 neue Glaubenszeugen ins Heiligenbuch der Kirche eintragen. Am Donnerstag hatte er sich dazu im Konsistorium mit seinen Kardinälen beraten und ihre Zustimmung eingeholt. Zugleich wurden auch die beiden Termine für die Kanonisierungsfeiern bekannt gegeben. Das sind die neuen Heiligen.

Jacinta und Francisco Marto

Termin der Heiligsprechung: 13.05.

Sie sind ohne Zweifel die bekanntesten Namen auf der Liste: die Seherkinder von Fatima. Pünktlich zum 100. Jahrestag der ersten Marienerscheinung werden sie von Papst Franziskus in dem portugiesischen Ort heiliggesprochen. Jacinta (1910-1920) und Francisco (1908-1919) starben schon im Kindesalter kurze Zeit nach den Erscheinungen während der Spanischen Grippe. Das dritte Seherkind Lucia dos Santos (*1907) überlebte sowohl die Grippepandemie, als auch mehrere Kriege und starb erst im Jahr 2005. Seit neun Jahren läuft ihr Seligsprechungsverfahren.

Fatima zählt heute zu den größten Wallfahrtsorten der katholischen Kirche. Nach kirchlicher Überlieferung erschien dort erstmals am 13. Mai 1917 die Gottesmutter den drei Hirtenkindern. Maria zeigte sich daraufhin bis Oktober jeweils am 13. des Monats. Bei der letzten Erscheinung am 13.10.1917 erlebte eine große Menge an Gläubigen und Schaulustigen das sogenannte Sonnenwunder von Fatima, welches die Gottesmutter angekündigt hatte. Bei einer früheren Erscheinung hatte sie den Seherkindern zudem die "drei Geheimnisse von Fatima" mitgeteilt.

Jacinta und Francisco Marto wurden von Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 2000 in Fatima seliggesprochen. Er war nach Paul VI. der zweite Papst, der das Heiligtum besuchte. Benedikt XVI. reiste genau zehn Jahre später an den Wallfahrtsort. Zum 100. Jahrestag der ersten Erscheinung am 13. Mai 2017 will auch Papst Franziskus nach Fatima reisen und dort die Heiligsprechung vornehmen.

Dossier Pilgern: Die Geheimnisse um Fatima

Am 13. Mai 1917 begannen die Marienerscheinungen von Fatima. Die Geschichte fängt bei Hirtenkindern an und reicht bis zu einem Papst-Attentat. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Ereignisse rund um den portugiesischen Wallfahrtsort.

Faustino Miguez Gonzalez

Termin der Heiligsprechung: 15.10.

Der spanische Priester Manuel Miguez Gonzalez (1831-1925) hat sich als Seelsorger, Lehrer, Wissenschaftler und Ordensgründer den Ruf der Heiligkeit erworben. Mit 19 Jahren wurde er Mitglied des Piaristenordens, der vornehmlich im Schuldienst tätig ist. Miguez nahm den Ordensnamen Faustino an. Aufgrund seines wissenschaftlichen Interesses setzte er sich neben seiner Tätigkeit als Erzieher und Pastor mit Heilkräutern auseinander und entwickelte selbst Medikamente.

Während seiner Zeit in der südspanischen Hafenstadt Sanlucar de Barrameda begegnete er vielen jungen Frauen, die ungebildet und gesellschaftlich ausgegrenzt waren. Im Jahr 1885 gründete Miguez daher das Institut der Töchter der göttlichen Hirtin. Die junge Ordensgemeinschaft sah ihre Hauptaufgabe in der Ausbildung und Unterstützung von Frauen in der Gesellschaft. Im Jahr 2006 zählte die Gemeinschaft etwa 270 Mitglieder, hauptsächlich in Spanien und Lateinamerika.

Im Jahr 1889 erhielt der neue Orden die Zustimmung des Erzbischofs von Sevilla. Papst Pius X. gewährte im Jahr 1912 die volle kirchliche Anerkennung. Miguez starb im Jahr 1925, Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1992 selig.

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Video: © Mediaplus X und Bernward Medien

Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger". Die Zeichentrickserie erklärt auf einfache und humorvolle Art zentrale Begriffe aus Kirche und Christentum. In dieser Folge geht es um Heilige und ihre Bedeutung im christlichen Glauben.

Angelo d'Acri

Termin der Heiligsprechung: 15.10.

Lucantonio Falcone (1669-1739) aus Acri in Kalabrien hatte einen schwierigen Weg in den Kapuzinerorden: gleich dreimal trat er dem Bettelorden bei. Beim ersten Anlauf mit 18 Jahren hatte er bereits nach wenigen Monaten genug vom strengen Ordensleben und ging wieder nach Hause. Sein Onkel, ein Priester, unterstützte ihn in auf den Weg zum Leben als Laie. Wiederum wenige Monate später versuchte Falcone es jedoch erneut mit dem Ordensleben, nur um erneut davor zurückzuschrecken. Ende des Jahres 1690 trat er dem Orden schließlich nach reiflicher Prüfung zum dritten und letzten Mal bei; er nahm den Ordensnamen Angelo an.

Nach seiner Weihe im Jahr 1700 stellte sich Falcone als sehr frommer Mönch, zugleich jedoch als miserabler Prediger dar. Laut der Überlieferung sorgten seine ersten Versuche in einer Pfarrei bei Neapel für Gelächter bei den Gläubigen. Der Erzbischof wollte ihn dennoch nicht von der Aufgabe entbinden und so predigte Falcone weiter. Binnen kurzer Zeit entwickelte er ein solches Talent, dass seine Predigten tausende Gläubige anzogen.

Im Orden diente Falcone in zahlreichen wichtigen Ämtern, darunter drei Jahre als Provinzial. Daneben soll er göttliche Visionen gehabt haben und über die Fähigkeit zur Bilokation, also der zeitgleichen Gegenwart an zwei Orten, verfügt haben. Im Jahr 1739 starb der Kapuziner in seinem Konvent in Cosenza. Fünf Jahre später wurde in der Erzdiözese Neapel der Seligsprechungsprozess eingeleitet, im Jahr 1778 wurde der Fall von Papst Pius VI. im Vatikan aufgenommen. Papst Leo XII. sprach Bruder Angelo schließlich im Jahr 1825 selig.

Linktipp: Wie funktioniert eine Heiligsprechung?

Das Verfahren der Heiligsprechung kann mehrere hundert Jahre dauern. Das letzte Wort hat immer der Papst. Katholisch.de erklärt das sogenannte Kanonisierungsverfahren.

Cristobal, Antonio und Juan

Termin der Heiligsprechung: 15.10.

Die drei Märtyrer von Tlaxcala starben Anfang des 16. Jahrhunderts in Mexiko als Blutzeugen des Glaubens. Cristobal (um 1514-1527), Antonio (um 1516-1529) und Juan (um 1516-1529) waren Konvertiten aus Familien der Azteken. Sie erhielten von Franziskanermönchen ihre Ausbildung und schließlich auch die Taufe.

Cristobal starb nach kirchlicher Überlieferung als erster der drei durch die Hand seines Vaters. Zuvor hatte der Jugendliche den Zorn seiner Eltern auf sich gezogen, weil er eindringlich für seinen neuen Glauben eintrat und sogar die aztekischen Götterbilder in seinem Elternhaus zerstörte. Antonio und Juan wurden zwei Jahre später von Einheimischen umgebracht, weil sie ebenfalls das Christentum verkündet und aztekische Kultstatuen entweiht hatten.

Bei seinem Besuch im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadeloupe in Mexiko City sprach Papst Johannes Paul II. die drei im Jahr 1990 als Märtyrer selig. Im März 2017 beschloss Papst Franziskus, sie ohne ein auf ihre Fürsprache gewirktes Wunder heiligzusprechen.

30 brasilianische Märtyrer

Termin der Heiligsprechung: 15.10.

Die Priester Andrea de Soveral und Francisco Ferro, der Laie Matteo Moreira und 27 weitere Gläubige starben im Jahr 1645 bei einem antikatholischen Massaker. Während der Zeit der holländischen Besatzung weigerten sich die Brasilianer, zum Kalvinismus zu konvertieren. Die Niederländer reagierten mit Verfolgung und drakonischen Strafen.

Die Märtyrer starben nach kirchlicher Überlieferung bei Massakern im Sommer und Herbst 1645. Dabei sollen die niederländischen Truppen mit äußerster Brutalität vorgegangenen sein. So wurden die Katholiken gefoltert und ihre Leichen anschließend geschändet. Ihre Seligsprechung erfolgte durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000.

Von Kilian Martin

Rubrik: Unsere Vorbilder

Beim Blick auf die unzähligen Heiligengestalten der Kirche gibt es spannende Biografien und Geschichten zu entdecken. Katholisch.de stellt die bekanntesten vor.