Zum Ende des Weltklimagipfels in Bonn

Was "Laudato si" bewirken kann

Veröffentlicht am 17.11.2017 um 18:49 Uhr – Lesedauer: 
Klimagipfel

Bonn ‐ Der Weltklimagipfel ist am Freitag zu Ende gegangen. Auch Mitarbeiter des Hilfswerkes Misereor waren bei den Verhandlungen dabei - und haben eine Auswirkung von Papst Franziskus' Umweltenzyklika bemerkt.

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Der Weltklimagipfel ist zu Ende und ein Teilerfolg konnte errungen werden: Unter der Führung von Kanada und Großbritannien haben 26 Staaten, Regionen und Städte ihren Ausstieg aus der Kohle angekündigt – auch zwei US-Bundesstaaten sind dabei. Deutschland, das noch in den Koalitionsverhandlungen steckt, hat sich dem Bündnis noch nicht angeschlossen.

Das Hilfswerk Misereor begrüßt den Schritt der Staaten als wichtiges Signal und fordert von der Bundesregierung, sehr bald nachzuziehen. "Deutschland muss dem Bündnis beitreten und seinen Kohleausstieg sozial verträglich gestalten – möglichst noch vor 2035," fordert Kathrin Schröder, Misereor-Referentin für Klimawandel und Energie. Mit zwei Kolleginnen hat sie den Klimagipfel in den vergangenen Tagen intensiv begleitet. Ein "Meilenstein" wie das Klimaabkommen von Paris war in Bonn nicht zu erwarten, erklärt ihre Kollegin Anika Schroeder, Misereor-Referentin für Klimawandel und Entwicklung. Hauptziel der Konferenz war es, ein Regelbuch für das Pariser Abkommen auf den Weg zu bringen. Dazu gehören die Spielregeln für die Berichterstattung über die Klimapolitik aller Vertragsstaaten und das Verfahren, die eigenen Klimaschutz-Ziele stetig zu verbessern.

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Als Beobachter wolle man den Akteuren "auf die Finger schauen" und eigene Themen mit einbringen, erklärt Anika Schroeder. Das macht Misereor nicht alleine, sondern es arbeitet in Netzwerken. Beim Klimagipfel arbeitete es mit der Klima-Allianz Deutschland, anderen deutschen Nichtregierungsorganisationen sowie dem Climate Action Network (CAN), einem Netzwerk aus über 1.000 Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt. Wichtige Unterstützung ist auch CIDSE, der Dachverband der katholischen Entwicklungsorganisationen.

Da wurden Positionspapiere erarbeitet und "gestreut", es wurde auf einzelne Akteure und Verhandler zugegangen und für bestimmte Themen, etwa Anpassungen an den Klimawandel in Städten geworben. "Wenn Städte zum Beispiel Deiche bauen, um sich vor steigendem Meeresspiegel und stärkeren Fluten und Stürmen zu schützen, schauen sie zu wenig auf die Menschen, die dort und im Einzugsgebiet leben," so Anika Schroeder. Es müsse den ärmeren Ländern mehr Geld für die Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung gestellt werden. Eine Forderung, die sich mit diesem Bonner Gipfel noch nicht erfüllt hat.

„Wenn der Prozess in diesem Tempo weitergeht, wäre das für uns eine Katastrophe und vor allem für unsere Partner.“

—  Zitat: Anika Schroeder.

Auch bei der Klärung der Frage, wie die internationale Gemeinschaft mit den schwerwiegenden Schäden und Verlusten in Folge des Klimawandels umgeht, wurden in Bonn nur minimale Fortschritte erzielt. "Wenn der Prozess in diesem Tempo weitergeht, ist das für uns eine Katastrophe und vor allem für unsere Partner," sagt Anika Schroeder. Misereor ist es vor allem wichtig, die menschenrechtliche Perspektive in die Verhandlungen mit einzubringen. Hierbei greift das Hilfswerk auf die Erfahrungen aus der Entwicklungszusammenarbeit zurück und lädt Partner zum Weltklimagipfel ein, dieses Jahr unter anderem Marco Kusamawijaya, Architekt und Stadtplaner aus Indonesien, und die Menschenrechtsanwältin Leilani Farha, UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf angemessenes Wohnen. Auch Indigenenvertreter aus Asien waren gekommen, um über ihre konkreten Erfahrungen mit den Folgen des Klimawandels zu berichten. "Die Indigenen haben das als wichtiges Forum erkannt und vertreten ihre Interessen sehr gut," so Anika Schroeder.

Die Umwelt-Enzyklika hat Auswirkungen

Als kirchliche Organisation ist Misereor nicht selten ein Türöffner für andere. Sie hatte im Gegensatz zu nichtkirchlichen Organisationen auf dem Klimagipfel bereits Kontakt zur polnischen Delegation, die für den kommenden Klimagipfel in Polen wichtig werden könnte. "Wir konnten ganz gut dafür werben, im Sinne der globalen Verantwortung zu denken und gemeinsam die Transformation des Energiesektors zu bearbeiten," berichtet Kathrin Schroeder. "Da hat natürlich keiner gesagt, super, darauf haben wir die ganze Zeit gewartet, genauso machen wir es. Aber das erwarten wir auch nicht. Uns geht es vor allem darum, im Gespräch zu bleiben," erklärt Schroeder.

Die Wirkung der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus auf die Klimaverhandlungen der katholischen Organisationen ist jedenfalls nicht zu unterschätzen: "Wenn ich sehe, wie stark NGOs auf "Laudato si" angesprungen sind, die sonst eine starke Abneigung gegen klerikale Ansätze haben, wie sie uns plötzlich ansprechen und sagen, 'können wir nicht zusammenarbeiten?', dann ist da eindeutig eine Brücke entstanden," bemerkt Anika Schroeder. "Ich sehe, dass "Laudato si" in der Lage ist, neue Menschen für Kirche zu begeistern."

Dieser Klimagipfel war also eine Zwischenstation von Paris und Kattowitz, wo der nächste Gipfel im Dezember 2018 stattfindet. In der Zwischenzeit muss in vielen weiteren kleinen Arbeitssitzungen – die nächste im Mai in Bonn – weiter verhandelt werden. Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel – auch für die Misereor-Referentinnen.

Von Claudia Zeisel

Der Weltklimagipfel

Weitere Informationen und ausführliche Berichte zum Weltklimagipfel können Sie auf dem katholisch.de-Partnerportal für die Weltkirche nachlesen.