Die Geschichte einer ungewöhnlichen Pilgerreise

Drei Lamas für den Papst

Veröffentlicht am 12.04.2018 um 14:40 Uhr – Lesedauer: 
Drei Lamas für den Papst
Bild: © KNA
Wallfahrt

Vatikanstadt/Rom ‐ Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder hoch zu Ross - es gibt viele Möglichkeiten, eine Wallfahrt zu machen. Drei Männer aus Südtirol haben eine eher außergewöhnliche Variante gewählt, um zum Papst zu pilgern.

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Ein Rind, ein Rettungshund und ein Tiger – diese und noch viele weitere Tiere hat Papst Franziskus bereits in einer seiner Audienzen getroffen. Lamas waren nicht dabei – bis jetzt. Denn am Mittwoch wurde das Kirchenoberhaupt von drei Pilgern überrascht, die mit drei Lamas von Südtirol bis nach Rom gepilgert waren.

"Es war eine tolle Begegnung mit dem Papst", sagt Walter Mair, einer der Pilger, gegenüber katholisch.de. "Obwohl wir nur einige Sekunden mit Franziskus hatten". Doch am "riesigen Lächeln des Papstes konnten wir sehen, wie sehr er sich über die Tiere aus seiner südamerikanischen Heimat gefreut hat". Der Besitzer der drei Lama-Hengste Buffon, Tiento und Shaqiri ist Lama-Züchter und betreibt in Oberbozen in Südtirol einen Lamahof. Er hatte die Idee zu dieser besonderen Rom-Wallfahrt bereits vor 15 Jahren. "Aber wie das im Leben halt manchmal so ist: Erst jetzt konnten wir mit den Lamas auf Pilgerreise gehen".

Unterwegs auf der Via Romea Germanica

Zusammen mit dem Münchener Anwalt Thomas Mohr und Thomas Burger, einem Manager im Sabbatjahr, pilgerte Mair gemeinsam mit den Lamas insgesamt 1.070 Kilometer quer durch Italien bis nach Rom. "Wir sind alle drei im gleichen Dorf aufgewachsen", erklärt Mair die Verbindung der drei Männer. Die Pilger hatten sich am 20. Februar auf den Weg entlang der alten Pilgerstrecke der Via Romea Germanica gemacht. "Es war ein harter Weg und wir hatten mit Schnee und Minusgraden zu kämpfen", erklärt Mair. Doch die Menschen, denen sie begegneten, hätten sich sehr für die Pilgergruppe interessiert und ihnen Essen und Trinken angeboten. Auch ein prominenter italienischer Politiker wollte die pilgernden Lamas kennenlernen: Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni empfing die Gruppe nach der Ankunft in Rom am Dienstag. Er kannte Mair von einem Urlaub auf seinem Lama-Hof im vergangenen Jahr.

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Um die Etappen von durchschnittlich 23 Tageskilometern gut zu überstehen, trainierten die Fuß-Pilger zuvor. Für die Lamas wurden eigens Schuhe angefertigt, da sie mit ihren gespaltenen Hufen und den Schwielensohlen nur schlecht auf den mehrheitlich geteerten Wegen gehen konnten. "Es sind schließlich meine besten Zuchthengste", so Mair, der seine Tiere schonen wollte. Deshalb trugen die drei Pilger zudem ihre Rucksäcke selbst und belasteten die Lamas nicht mit dem Gewicht ihrer Ausrüstung.

Bereits vorab war klar, dass die Pilger den Papst treffen würden: Der Bozener Bischofs Ivo Muser hatte der bunten Pilgergruppe bei der Generalaudienz des Papstes einen Platz in der ersten Reihe vermittelt. Mit jeder Etappe der fast 50-tägigen Wanderung wuchs die Vorfreude der Männer auf die Begegnung mit dem Papst. Während der Wartezeit auf den Beginn der Audienz wollten viele wartende Pilger die Lamas sehen und streicheln. "Sie waren eine Riesen-Attraktion", gibt Mair zu. "Einige der Wachleute sagten uns mit einem Augenzwinkern, dass die Lamas dem Papst die Show stehlen würden".

"Betet für mich!" – Diese Bitte richtet Franziskus an viele Menschen, die ihn treffen. So auch bei der kurzen Audienz mit den Lama-Pilgern. "Das war sehr bewegend", sagt der Lama-Züchter. Als Geschenk hatten die Pilger dem Papst einen Pileolus und Socken mitgebracht. "Alles selbstgestrickt von meiner Schwägerin mit Alpaka-Wolle von Lama-Hof", so Mair. Aktuell sind die Lama-Pilger bereits auf dem Rückweg nach Südtirol. Diesmal allerdings im Auto und mit Anhänger.

Von Roland Müller