Ein satirischer Wochenrückblick von Steffen Zimmermann

Jogi und Gefährten, bittet für uns!

Veröffentlicht am 30.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
War's das?

Bonn ‐ Das Leben macht nach dem DFB-Aus bei der WM und dem Ende des Kommunionstreits keinen Sinn mehr? Mal langsam! Es gibt ja immer noch Gerhard Ludwig Müller und seine Intensivkur gegen den "Morbus Protestantismus".

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Wo zur Hölle war eigentlich Luigi Scrosoppi? Wer? Genau! Als unsere Nationalmannschaft den Schutzpatron des Fußballs im Spiel gegen Südkorea am meisten gebraucht hätte, war der Heilige unsichtbarer als Mesut Özil. Ok, vielleicht hat der Italiener es einfach wie der Rest seiner Landsleute – samt Squadra Azzurra – gemacht und ist gleich ganz zu Hause geblieben. Aber trotzdem: Als Schutzpatron des Fußballs wäre es doch wohl Luigis Pflicht gewesen, den durchgestylten Nivea-Kickern des DFB-Teams beizustehen – trotz aller Rivalität, oder?

Da der Mann also definitiv nicht seinen Job gemacht hat, beantrage ich für ihn nachträglich die Rote Karte samt Entzug des Schutzpatronats – und das ganz ohne Videobeweis! So geht es schließlich nicht, sich einfach vom Fußballacker zu machen und die Stoßgebete der deutschen Fußballfans zu ignorieren. Und immerhin, eine gute Alternative für Luigi stünde schon bereit: Jogi und Gefährten. Nach ihrem grausamen Schicksal in Russland dürfte den Jungs der notwendige Märtyrerstatus doch wohl sicher sein. Santo subito!

Kurz vor der Heiligsprechung – mindestens aber dem Friedensnobelpreis – dürfte auch Papst Franziskus stehen. Nein, nicht wegen seines Einsatzes für den Frieden in Kolumbien oder die Aussöhnung zwischen Kuba und den USA. Das war schließlich alles Pillepallium im Vergleich zu seiner neuesten Großtat: Der Befriedung der Bischöfe und ihres Kommunionstreits. Und das ganz ohne den Einsatz der Schweizergarde in den Konfliktregionen von München und Köln; wer hätte das noch zu hoffen gewagt.

Nach Monaten quälender Auseinandersetzungen – worum es im Detail ging, wussten am Ende wohl auch die beteiligten Bischöfe nicht mehr so genau – genügte jetzt ein krakelig geschriebenes "F.", um den Streit um das Allerheiligste jedenfalls vorerst zu beenden. Während man in Linz noch jubelte, weil der vermeintlich dem US-Schulnotensystem entnommene Buchstabe "Setzen, 6!" bedeutet, wurde in großen Teilen Deutschlands schon gefeiert: "F, F, Hurra!" Aber dass sich Kardinal Reinhard Marx am Ende mit seiner "Orientierungshilfe" doch noch durchsetzen würde, hätte eigentlich allen Beteiligten klar sein müssen. Im Fußball gewinnen schließlich auch immer die Bayern. Und Woelkis Köln? Ist bekanntlich abgestiegen.

Schade nur, dass einer die jetzt gefundene Lösung im Kommunionstreit mal wieder nicht zu würdigen weiß: der Glaubenspräfekt der Herzen, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Der beinharte Verteidiger des Masterplans namens "reine Lehre" hat sich – ebenso wie sein glückloser Namensvetter Thomas bei der WM – mal wieder selbst ins Abseits gestellt. Er fürchte einen "eklatanten Prozess der Protestantisierung" der katholischen Kirche, ließ Müller verlauten. "Morbus Protestantismus" also, eine schwere Krankheit, die meist durch eine schlimme Zeitgeist-Vergiftung ausgelöst wird. Dagegen hilft nur die zertifizierte Intensivkur nach Dr. Müller-Wallfahrt: Mit Lourdeswasser-Umschlägen, zehn Rosenkränzen pro Stunde und Weihrauch-Inhalationen. Na dann: Gute Besserung.

Von Steffen Zimmermann

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