Hamburgs Erzbischof Heße will Laien als Gemeinde-Leiter

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße (52) befürwortet Laien als Leiter von Gemeinden. "Ich kann mir vorstellen, dass die Leitungsaufgaben von einem kleinen Team wahrgenommen werden", sagte er der "Neuen Kirchenzeitung" (Sonntag) in Hamburg. Es gebe zwar noch ausreichend Priester für die Seelsorge, aber nicht mehr genügend Pfarrer für die Leitungspositionen. In Laien sieht der Erzbischof eine Chance, da somit das Problem der fehlenden Pfarrer nicht auf andere Personengruppen wie Diakone übertragen werde. Womöglich werde die Seelsorge "sogar verbessert, wenn Priester nicht zugleich Verwaltungsleiter sind".
Bei den Leitungsteams müsse beachtet werden, welche Kompetenzen und Amtszeit es habe und wer dazugehören könne, sagte der Erzbischof. Es gebe bereits Bistümer, in denen Laien an der Leitung beteiligt würden. "Vielleicht lehrt uns die Not, den Reichtum zu entdecken, den wir haben", so Heße. Ziel sei letztlich, eine passgenaue Lösung für jede Gemeinde zu finden. Weitere Pfarreien zusammenzulegen sei dagegen keine Option. Insgesamt brauche es einen anderen Umgang mit Führung, Leitung und Macht in der Kirche.
Erste Großpfarrei muss ohne Pfarrer auskommen
In der vergangenen Woche hatte der Hamburger Generalvikar Ansgar Thim mitgeteilt, dass die katholische Pfarrei Neubrandenburg als erste im Erzbistum ohne Pfarrer auskommen müsse. Nach der Versetzung des bisherigen Pfarrers fand die Diözese demnach keinen Ersatz. Bis August will Thim gemeinsam mit einem Projektteam eine Alternativlösung entwickeln. Es werde künftig nicht mehr möglich sein, in allen Pfarreien der Erzdiözese Priester als Pfarrer einzusetzen, so der Generalvikar.
Auch andere Diözesen suchen derzeit nach neuen Modellen für die Leitung von Pfarrgemeinden. Im Bistum Osnabrück steht seit 2018 bundesweit erstmals ein Laie an der Spitze zweier Pfarreien. Ihm steht ein "moderierender Priester" zur Seite. (tmg/KNA)