Mehr als 15.000 Menschen bei Kreuzweg mit Papst

Papst Franziskus hat am Karfreitag mit tausenden Menschen auf dem traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom an das Leiden Jesu erinnert. Laut Vatikansprecher Alessandro Gisotti nahmen mehr als 15.000 Menschen am späten Abend an dem Kreuzweg mit 14 Stationen teil. In einem Gebet zum Abschluss schlug der Papst einen Bogen zu Problemen der heutigen Zeit. Er ging auf Hunger, Kriege und Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung, den Umgang mit Migration, aber auch innerkirchliche Probleme ein.
In seinem abschließenden Gebet erbat Franziskus auch, dass die "Kreuze der Welt" erkannt würden – etwa das "Kreuz der Migranten, die auf verschlossene Türen stoßen, verursacht durch Angst und von politischem Kalkül gepanzerte Herzen". Das Kirchenoberhaupt spielte auch auf Misshandlungen Minderjähriger an, "das Kreuz der Kleinen, verletzt in ihrer Unschuld und Reinheit". Die Kirche habe Schwierigkeiten, die Liebe Gottes zu verbreiten, "sogar unter den Getauften". Sie fühle sich "beständig angegriffen, von innen wie außen", so der Papst.
Linktipp: Diese Kreuzwege sind besonders
Seit dem 14. Jahrhundert beten Franziskaner mit Pilgern den Kreuzweg in Jerusalem – und die brachten die Tradition in ihre Heimatländer. Dadurch entstanden einige beeindruckende Kreuzwege, auch in Deutschland. Katholisch.de stellt zehn besondere Beispiele vor.Die diesjährigen Meditationstexte nahmen die Not von Migranten und Flüchtlingen in den Blick. Autorin ist eine Aktivistin gegen Menschenhandel, die Ordensfrau Eugenia Bonetti. Die Texte sprachen von "den Golgotas der ganzen Welt", die sich "etwa in den lagerähnlichen Sammelstellen der Transitländer, auf Schiffen, denen ein sicherer Hafen verweigert wird", befänden. Die Consolata-Missionarin klagte Gleichgültigkeit gegenüber Toten im Mittelmeer und Opfern von Menschenhandel an und rief Gesellschaft, Regierungen, Gesetzgeber und Kirche sowie jeden einzelnen zur Verantwortung.
Auch heute würden noch viele Menschen "an ein Kreuz genagelt als Opfer unmenschlicher Ausbeutung und dabei ihrer Würde, Freiheit und Zukunft beraubt", hieß es. Die Kreuzweg-Meditationen beklagten unter anderem auch Zwangsprostitution, Kinderarbeit und Organhandel. Zugleich würdigte Bonetti in ihren Texten den Einsatz von Seenotrettern auf dem Mittelmeer, "um das Leben so vieler Familien zu retten, die auf der Suche nach Sicherheit und neuen Perspektiven sind". Es gehe um Menschen auf der Flucht vor Armut, Diktaturen, Korruption und Sklaverei.
Vor dem Kreuzweg am Kolosseum hatte Papst Franziskus in einem von Stille und Ernst geprägten Gottesdienst des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedacht. Die Predigt im Petersdom hielt der päpstliche Haustheologe, Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa. Er ging besonders auf das Thema Menschenwürde ein: "Arme, Ausgegrenzte, alle, die von verschiedenen Formen der Sklaverei betroffen sind, die es auch heute noch in unserer Gesellschaft gibt: Ostern ist euer Fest!"
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Zu Beginn der Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu verharrte das Kirchenoberhaupt wie üblich einige Zeit ausgestreckt auf dem Fußboden vor dem Hauptaltar des Petersdoms in stillem Gebet. An dem Gottesdienst nahmen tausende Gläubige sowie zahlreiche Bischöfe und Kardinäle teil. Im Mittelpunkt stand die Leidensgeschichte Jesu gemäß dem Johannes-Evangelium. Cantalamessa erinnerte besonders an die Verspottung Jesu durch römische Soldaten, die ihm eine Dornenkrone aufsetzten und ihn bespuckten. Jesus sei der "Prototyp von Menschen, die in Handschellen gefangen, einsam Soldaten und Schlägern ausgeliefert sind, welche die Wut und Grausamkeit, die sie im Leben gesammelt haben, an den armen Opfern auslassen".
Zugleich wies der Ordensmann auf die spirituelle Bedeutung der Leidensgeschichte hin, an deren Ende die Auferstehung stehe: "Das letzte Wort haben damit nicht Ungerechtigkeit und Unterdrückung, das letzte Wort werden sie niemals haben." Jesus gebe somit allen nicht nur ihre Würde zurück, sondern auch die Hoffnung. Religionen forderte er zum gemeinsamen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auf: "Keine Religion kann gleichgültig bleiben, denn der Gott aller Religionen ist nicht gleichgültig angesichts von all diesem." (stz/KNA)