Entscheidung am Mittwoch?

Am Montag waren insgesamt 142 - davon 103 wahlberechtigte – Kardinäle zu den ersten beiden Sitzungen zusammengekommen. Purpurträger über 80 Jahren dürfen an diesen Versammlungen mitwirken, auch wenn sie zu der Papstwahl selbst nicht zugelassen sind. Zusammen mit Meisner, Woelki und den ebenfalls am Dienstag vereidigten maronitischen Patriarchen Bechara Rai und Kardinal Theodore-Adrien Sarr aus dem Senegal sind nun 107 der 115 erwarteten papstwahlberechtigten Kardinäle im Vatikan anwesend. Aus Deutschland wird für Dienstag noch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann in Rom erwartet.
Entscheidung am Mittwoch und Beginn am 11. März?
Sobald alle 115 wahlberechtigten Kardinäle eingetroffen sind, kann darüber abgestimmt werden, wann das Konklave beginnen soll. Acht Papstwähler sollten noch am Dienstag dazustoßen. In Rom gilt es laut der Nachrichtenagentur dpa als wahrscheinlich, dass die Entscheidung über den Konklave-Beginn am Mittwoch fällt und die Papstwahl selbst am kommenden Montag (11. März) startet. Laut Vatikansprecher Federico Lombardi sei der genaue Beginn des Konklaves noch "völlig offen". Die Kardinäle hätten noch über die augenblickliche Lage der Kirche zu diskutieren, bevor sie in Einzelabstimmung über einen Termin für die Papstwahl entschieden, sagte er am Dienstag vor Journalisten in Rom. Für den Beschluss sei nicht notwendig, dass alle wahlberechtigten Kardinäle anwesend seien; diese müssten lediglich die Möglichkeit haben, bis zum Konklavebeginn anzureisen, so Lombardi.
Am ersten Tag traten die Kardinäle zweimal zusammen , zur Eidesleistung und Aussprache am Vormittag sowie zu einer Meditation von Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, dem Prediger des Päpstlichen Hauses. Jeweils nur vormittags kommt die Kardinalsversammlung am Dienstag und Mittwoch zusammen, wie Vatikansprecher Federico Lombardi mitteilte. Am Dienstag setzten sie die Aussprache über die Lage der Kirche und über die Vorbereitungen für die bevorstehende Papstwahl fort.
Telegramm an den "papa emerito"
Außerdem formulierten sie laut Lombardi ein Grußtelegramm an den emeritierten Papst Benedikt XVI., in dem sie für dessen Dienst für die Weltkirche danken. "Die Mitglieder des Kardinalskollegiums wie die ganze heilige Kirche vertrauen auf Ihre Gebete", heißt es in dem Schreiben. Am Mittwochnachmittag wollten sich die Kardinäle im Petersdom zu einem gemeinsamen Gebet versammeln, so der Vatikansprecher. Die Feier werde von Kardinaldekan Angelo Sodano geleitet und sei auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
Den Vorsitz der Generalkongregation hat Sodano inne, der mit 85 Jahren nicht mehr selbst an der Wahl teilnehmen kann. Ihm zur Seite sitzt der Camerlengo (Kämmerer) der Kirche, Kardinal Tarcisio Bertone (78). Er hat mit dem Papstrücktritt sein Amt als Kardinalstaatssekretär verloren, bekleidet nun aber in der Zeit der Sedisvakanz eine wichtige Leitungsfunktion für die Kirche und ist vor allem für organisatorische Belange zuständig.
Der Beginn der Generalkongregationen war ein Großereignis für die Medien. Mehrere Dutzend Kamerateams aus aller Welt fanden sich am Cancello-Eingang des Vatikan ein, in der Hoffnung, ein Bild oder gar ein Statement zu bekommen. Um diesem Andrang zu entgehen, hatten sich viele Kardinäle vorausschauend für das eigene Auto, den Wagen ihres römischen Seminars oder für den Sammelbus entschieden, der mehrere Lateinamerikaner zu ihrer Gemeinschaftsunterkunft brachte. Wer den Vatikan zu Fuß verließ, hatte es schwer, sich dem Blitzlichtgewitter und den Mikrofonen zu entziehen.
Sixtina wird für Besucher geschlossen
Papst Benedikt XVI. hatte in einer seiner letzten Entscheidungen den Kardinälen gestattet, den Beginn des Konklaves um einige Tage vorzuziehen, wenn alle zur Papstwahl berechtigten Würdenträger in Rom anwesend sind. Im Prinzip müssen die Kardinäle der Wahlordnung zufolge zwischen dem 15. und 20. Tag nach Beginn der Sedisvakanz zur Papstwahl zusammentreten. Benedikt XVI. hatte zum Abend des 28. Februar seinen Amtsverzicht erklärt und sich nach Castel Gandolfo zurückgezogen .
Die Sixtinische Kapelle, in der die Kardinäle den Nachfolger Benedikts XVI. bestimmen werden, sollte von Dienstagmittag an für Besucher geschlossen werden. (luk/KNA/dpa)