Standpunkt

Zum Sonntagsgottesdienst gibt es keine Alternative!

Veröffentlicht am 15.08.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Müssen wir uns langsam vom traditionellen Sonntagsgottesdienst verabschieden? Die evangelische Kirche regt dazu an, darüber nachzudenken. Warum das aber undenkbar ist und was stattdessen zu tun wäre, schreibt Tobias Glenz im Kommentar.

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Die evangelische Kirche hat ihren Gemeinden jüngst empfohlen, offen über den Fortbestand des Sonntagsgottesdienstes nachzudenken. Er sei für viele Menschen nicht mehr attraktiv. Hinzu kämen schwindende personelle und finanzielle Ressourcen. Es sind Probleme, die die katholische Kirche ebenfalls kennt – auch wenn hier der Gottesdienstbesuch mit zuletzt immer noch 9,3 Prozent der Katholiken deutlich höher liegt als bei den Protestanten mit etwa 3 Prozent.

Immer wieder offen über neue Gottesdienstformen zu diskutieren, dagegen ist nichts einzuwenden – es ist sogar notwendig. Wenn jedoch der "Fortbestand" der traditionellen Sonntagsgottesdienste insgesamt zur Debatte gestellt wird, sollten bei jedem Christen die Alarmglocken ertönen. Nicht nur ist der Sonntag seit den Zeiten der Alten Kirche der "Herrentag", der zentrale Zeitpunkt, an dem Christen den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feiern. Es stellt sich auch die Frage, was denn die Alternative wäre: Familie, Beruf, Hobbys – in unserer schnelllebigen Zeit bietet doch der Sonntag am ehesten die Chance, dass Menschen zusammenkommen und Gottesdienst feiern können.

Zudem – auch das stellt die EKD-Studie fest: Der traditionelle Gottesdienst am Sonntagmorgen ist nach wie vor der Ort, an dem sich die Kerngemeinde versammelt – den die in der Kirche engagierten Menschen weiterhin schätzen. Was passierte, nähme man ihnen diesen Gottesdienst weg, ist unschwer zu erraten: Auch der letzte verbliebene Rest an Gottesdienstbesuchern sähe sich vor den Kopf gestoßen, würde vergrault werden.

Gerade deshalb kann und darf es – in beiden großen Kirchen – nicht darum gehen, den traditionellen Sonntagsgottesdienst an sich in Frage zu stellen. Vielmehr muss gefragt werden, wie man ihn für die Menschen wieder attraktiv(er) gestalten und um ein angemessenes Rahmenprogramm – etwa Angebote für Kinder und Familien – erweitern kann. Im Sinne eines Qualitätsmanagements müssen die Gemeinden ihre liturgischen Feiern regelmäßig überprüfen und fragen, was verbessert werden muss. Den Sonntagsgottesdienst so "stark" wie möglich zu machen, hier auf- statt abzubauen: Darin besteht unsere Aufgabe als Kirche(n).

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.