Corona sei Fingerzeig Gottes an die Kirche – auch Marx äußert sich zu Kommunion

Bertram Meier: "Nicht jeder Anlass braucht die Eucharistie"

Veröffentlicht am 26.04.2020 um 14:05 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg/München ‐ Die Corona-Pandemie könnte auch ein Zwischenruf Gottes sein, um für neue Ideen in der Kirche zu sorgen, glaubt der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier. Dazu gehöre auch die Überlegung, ob man zu jeder Gelegenheit eine Messe feiern muss.

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Für den ernannten Augsburger Bischof Bertram Meier ist die Pandemie ein "Wink von oben, ein Fingerzeig von Gott". Auch wenn langsam Licht am Ende des Corona-Tunnels festzustellen sei, sollte die Kirche nicht einfach weitermachen wie zuvor, sagte Meier am Sonntag in Augsburg. Er verstehe diesen Zwischenruf Gottes so: "Steckt eure Köpfe zusammen und bewegt eure Hände und Füße, um dem Evangelium neue Wege zu den Menschen zu bahnen – nicht nur zu denen, die sowieso schon drinnen sind".

Die vergangenen Wochen hätten vielen Gläubigen neuen Tiefgang gebracht, das wisse er aus Zuschriften, das sei ein gutes Zeichen. Diese Erfahrung sollte auch Folgen für die katholische Reformdebatte in Deutschland haben. Vielleicht seien beim Synodalen Weg neue Themen dran, "die dem Schiff der Kirche mehr geistlichen Tiefgang geben, ohne die anderen einfach von der Tagesordnung zu streichen".

Meier sagte, er sei sehr dankbar für die zurückliegenden Wochen. Wie kaum zuvor habe er viel Zeit zum Nachdenken, Beten, Telefonieren, Briefe schreiben und Pläne schmieden gehabt. "Rückkehr in die Normalität" sollte nach seinen Worten in der Kirche nicht dazu führen, einfach nur Aufgeschobenes nachzuholen und Seelsorge in den gewohnten ausgetretenen Bahnen zu praktizieren. 

Der künftige Bischof stellte unter anderem infrage, ob es nach der Wiederzulassung öffentlicher Gottesdienste sinnvoll sei, "zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit" Messen zu feiern. "Nicht jeder Anlass braucht die Eucharistie". Für viele seien auch alternative Gottesdienstformen geeignet. Für ihn sei es zudem nach fast 35 Jahren im Dienst als Priester unter seiner Würde, die Frage nach der Messfeier "zum Kampfplatz um die Religionsfreiheit zu machen". Es gebe viele Weisen zu kommunizieren.

Marx: Je länger Krise dauert, desto mehr steigen Belastungen

Für Kardinal Reinhard Marx wird in der Kommunion in diesen von Unsicherheiten geprägten Zeiten eines deutlich: "Wir sind nicht allein", sagte er bei einem Gottesdienst für Kinder und Familien im Münchner Liebfrauendom am Sonntag. Der Erzbischof von München und Freising wandte sich inbesondere an diejenigen, die in diesen Tagen Erstkommunion gehabt hätten. Als Jesus seinen Jüngern sagte "ich zeige meine Gegenwart, indem ich mit euch zusammen bin beim Mahl", habe er "sich etwas ganz besonderes ausgedacht", um die Gläubigen seiner Präsenz zu versichern. 

Je länger die aktuelle Coronakrise dauere, desto mehr "steigen die Belastungen in vielen Bereichen", so Marx. Die Kinder litten darunter, dass sie nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen könnten, ihre Freunde nicht besuchen und ihre Großeltern nicht sehen dürften. "Wenn man auch skypen oder mailen kann, so ist das kein Ersatz für die wirkliche Begegnung", betonte der ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die Kinder spürten auch, wenn sich ihre Eltern sorgten "um ihren Arbeitsplatz oder darum, wie es mit ihrem Geschäft weitergehen wird." Er bete und hoffe, "dass wir bald wieder Zukunftsperspektiven und Hoffnung spüren können", sagte Marx. "Auch wenn manches düster erscheint, sind wir trotzdem nicht allein." (cbr/KNA)