Christlicher Widerstand gegen Unrecht stiftet auch heute noch an

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"Ich bin stolz, Deutscher zu sein." Was haben wir uns Ende der 1980er Jahre im Geschichtsleistungskurs die Köpfe heiß diskutiert über die Möglichkeit eines deutschen Patriotismus. Franz Schönhuber, dieser tumbe, aggressive Lautsprecher, war Chef der rechtsextremen Republikaner geworden. Die Partei ließ nicht nur Aufkleber mit diesem Slogan verteilen, sondern zeigte im Wahlkampf Bilder türkischer Mitbürger, unterlegt von Ennio Morricones Musik aus dem Western "Spiel mir das Lied vom Tod". Was für eine ekelhafte Provokation. Heute bin ich froh, als Deutscher in einem friedlichen, vereinigten Europa zu leben und an dessen Zukunft – so gut ich kann – mitzuwirken. Deutscher im 20. und 21. Jahrhundert zu sein, dazu gehört für mich vor allem die Erinnerung an Georg Elser, Sophie Scholl und die Weiße Rose, Claus von Stauffenberg und die Kölner Edelweißpiraten. Weil es sie gibt, kann ich ahnen, was ein deutscher Patriotismus sein könnte.
"Die Kirche", sagte unser Geschichtslehrer immer, "war nicht die Speerspitze des Widerstands gegen Hitler". Das ist leider unabhängig davon wahr, was jetzt bei der Sichtung der Akten zum Pontifikat von Pius XII. in den vatikanischen Archiven ans Licht kommt. Im Blick auf die Christen in Deutschland und ihre widerständige Haltung gegen die Naziverbrechen halte ich mich an Alfred Delp und Dietrich Bonhoeffer, die katholischen und den evangelischen Märtyrer in Lübeck, an Kardinal von Galen und die "local Heroes" im Widerstand gegen das braune Pack.
Besonders heute, am 20. Juli, ist es bitter und traurig zu wissen, dass rechte Straftaten und Antisemitismus in Deutschland seit Jahren wieder zunehmen. An Halle, Hanau und der Ermordung von Walter Lübcke sind die Republikaner von heute, die AfD, die Reichsbürger und die vielen kleinen und großen Alltags-Hetzer mitschuldig, die vom Vogelschiss schwadronieren und dabei nichts anderes im Kopf haben. Die Erinnerung an den politischen und christlich motivierten Widerstand gegen Hitler schafft eine innere Überzeugung, die ins Handeln führt gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass gegen Juden und rechte Gesinnung. Oder wie man seit dem Konzert am Chlodwigplatz 1992 in meiner Kölner Heimat sagt: "Arsch huh, Zäng ussenander. Jetz, nit nähxte Woch!" Das gilt für aufrechte Bürgerinnen und Bürger und mindestens genauso für alle Christinnen und Christen.