Nach 70 Jahren: Holocaustüberlebende wieder vereint – dank Zoom-Gebet
Die beiden befreundeten Holocaustüberlebenden Ruth Brandspiegel und Israel "Sasha" Eisenberg haben sich nach über 70 Jahren wieder gefunden – dank eines Online-Gebets am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur. Brandspiegel, die heute in Philadelphia (Pennsylvania) lebt, hatte über die Videokonferenzsoftware Zoom am Gebet der Synagoge in East Brunswick (New Jersey) teilgenommen, an der ihr Sohn als Kantor wirkt. Im Gottesdienst hörte sie den Namen Sasha Eisenberg. "Und dann hab ich zu mir gesagt: Sasha? Eisenbergs gibt es viele, aber einen Sasha?", erzählte die 83-Jährige der Nachrichtenagentur AP. Ihr Sohn habe dann den Kontakt hergestellt – und tatsächlich handelte es sich bei Sasha Eisenberg um den lange verloren geglaubten Jugendfreund Brandspiegels.
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Beide flohen mit ihren Familien in den 1930er Jahren aus der Stadt Ciechanów im von den Nationalsozialisten besetzten Polen in die Sowjetunion, wo sie in unterschiedliche Arbeitslager in Sibirien eingewiesen wurden. Zum letzten Mal hatten sie sich 1949 in einem Lager für Vertriebene in Österreich gesehen, danach verloren sie sich bis jetzt aus den Augen.
"Ich habe nicht einmal gewusst, dass Regina in Amerika ist!", so der 79-Jährige Eisenberg. Den Namen "Ruth" hatte Brandspiegel erst in den USA angenommen, wohin sie mit ihrer Familie 1952 auswanderte. Eisenberg lebte zunächst in einem Kibbutz in Israel und zog 1964 in die USA – kaum 100 Kilometer von seiner Jugendfreundin entfernt.
Anfang Oktober sind die beiden sich nun zum ersten Mal wieder persönlich begegnet. Nachdem sie sich an Jom Kippur wiedergefunden hatten, fand das erste Treffen auch während jüdischer Feiertage statt – unter Corona-Schutzmaßnahmen im Freien, in der anlässlich des Herbstfestes Sukkot im Garten von Brandspiegels Sohn errichteten Laubhütte. (fxn)
