Jesuit: Franziskus hat "ins Horn gestoßen"

Papst-Aussage zu Homosexuellen: Wucherpfennig für Katechismus-Änderung

Veröffentlicht am 23.10.2020 um 10:42 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Köln ‐ Der Katechismus fordere zwar Respekt gegenüber Homosexuellen. Aber seine Formulierungen seien "so, dass sie ihrerseits schon wieder diskriminierend sind": Der Jesuit Ansgar Wucherpfennig fordert Konsequenzen aus der Papst-Aussage zu Homosexuellen.

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Der Frankfurter Jesuit und Theologe Ansgar Wucherpfennig (55) hofft nach den Äußerungen des Papstes zu Homosexualität auf Konsequenzen. Franziskus habe "ins Horn gestoßen, und ich hoffe, dass ihm keiner in die Parade fährt und ihm viele folgen werden", sagte Wucherpfennig am Donnerstag in einem Interview des Kölner katholischen Portals "domradio.de".

Papst Franziskus hatte in dem am Mittwoch in Rom vorgestellten Film "Francesco" eingetragene, zivile Partnerschaften für homosexuelle Paare befürwortet - und damit eine rechtliche Absicherung für gleichgeschlechtliche Paare gefordert.

Konsequenzen für Katechismus

Aus Wucherpfennigs Sicht müssten nun "schon Konsequenzen folgen, zum Beispiel bei den Formulierungen im Katechismus". Der Katechismus fordere zwar Respekt gegenüber Homosexuellen. Aber die Formulierungen, die der Katechismus dabei verwende, seien "so, dass sie ihrerseits schon wieder diskriminierend sind", sagte der Theologe. "Sie sind vielleicht nicht in ihrer Intention diskriminierend, aber werden von vielen Homosexuellen als diskriminierend empfunden - und nicht nur von ihnen, sondern auch von mir", sagte Wucherpfennig.

Es gehe dem Papst zum einen "offenbar um eine rechtliche Absicherung solcher Partnerschaften", sagte Wucherpfennig. Franziskus gehe es aber auch darum, "dass Schwule und Lesben in den Kirchengemeinden und in den Kirchen willkommen sind und das auch so spüren", sagte der Professor für die Exegese des Neuen Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen.

Wucherpfennig war im Februar 2018 zwar für eine dritte Amtszeit als Rektor der Jesuitenhochschule wiedergewählt worden; der Vatikan hatte ihm aber zunächst nicht das Nihil obstat erteilt, was auf massive Kritik stieß. Wucherpfennig hatte sich wiederholt kritisch zum Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen geäußert. Der Kirchenrechtler Thomas Meckel wurde zum 1. Oktober Wucherpfennigs Nachfolger als Rektor von Sankt Georgen. (tmg/KNA)