Diözesen rechnen mit einem Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe

Heftiges Minus droht: Corona hält Bayerns Bistümer finanziell in Atem

Veröffentlicht am 25.10.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Die Pandemie geht ins Geld. Wie stark die Kirchen allein in Bayern betroffen sind, wird zum Jahresende hin immer deutlicher. Das Minus wird zwar nicht so stark ausfallen wie anfangs befürchtet, aber es wird erheblich sein.

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Auf die beiden großen Kirchen in Bayern kommen im Pandemiejahr 2020 erhebliche Einbußen zu. Wie aus einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hervorgeht, rechnen die katholischen und evangelischen Finanzexperten allein schon bei der Kirchensteuer mit einem Fehlbetrag in jeweils dreistelliger Millionenhöhe. Das erwartete Minus beim wichtigsten Ertragsposten in der Gewinn- und Verlustrechnung bewegt sich zwischen 4 und 13 Prozent, wobei die Prognosen im Frühsommer noch deutlich härter ausgefallen waren.

2019 hatte die Mehrheit der katholischen Diözesen im Freistaat bei den Erträgen aus dieser Quelle noch ein Plus verbucht, trotz hoher Austrittszahlen und einer ungünstigen demografischen Entwicklung. Das Haushaltsjahr 2020 werden dagegen die Effekte der Corona-Krise dominieren. So muss etwa auf Kurzarbeitergeld keine Kirchensteuer entrichtet werden. In Bayern befanden sich im September laut Münchner Ifo-Institut 14 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit, deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt. Das liegt auch an der Branchenstruktur, weil im Freistaat die Autoindustrie, Maschinenbau und metallverarbeitendes Gewerbe viele gut bezahlte Jobs bieten.

Erst 2022 wieder eine entspanntere Einnahmesituation?

Einige kirchliche Fachleute kalkulieren damit, dass sich die Einnahmesituation erst 2022 wieder etwas entspannt. Die Diözesen haben ihre Ausgaben bereits zurückgefahren. Zum Teil wurden Bau- und Einstellungsstopps ausgesprochen, etwa in Eichstätt und Würzburg. Das Erzbistum Bamberg überprüft seinen Gebäudebestand mit dem Ziel, seine Baulast zu verringern. In München und Freising startete kürzlich ein Strategieprozess zur künftigen Schwerpunktsetzung, in dem es nicht nur, aber auch um Einsparungen geht. Eine Haushaltssperre wurde zwar nicht ausgesprochen, doch gibt es schon geplante Vorhaben im Ordinariat, die vorläufig auf Eis gelegt oder gleich ganz gestrichen wurden.

Bild: ©Jörg Hackemann/Fotolia.com

Erstmals seit vielen Jahren konnten 2019 im Erzbistum München und Freising aus dem erzielten Überschuss von 93 Millionen Euro keine zusätzlichen Investitionen mehr getätigt werden.

Den Ernst der Lage verdeutlicht ein Novum in einem der finanzkräftigsten Bistümer Deutschlands. Erstmals seit vielen Jahren konnten 2019 in München und Freising aus dem erzielten Überschuss von 93 Millionen Euro keine zusätzlichen Investitionen mehr getätigt werden. Alles floss in die Vorsorge für Pensionsverpflichtungen. Und mehr noch: Weitere 33 Millionen Euro aus bisher nicht zweckgebundenen Rücklagen mussten dafür umgewidmet werden. 2020 wird erstmals mit einem negativen Jahresergebnis gerechnet, und zwar in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro. Das ist zumindest in der jüngeren Vergangenheit ohne Beispiel.

Eine Resthoffnung bleibt

Gewisse Spielräume ergeben sich durch die zurückliegenden wirtschaftlich guten Jahre, die den Kirchen in Bayern stetige Zuwächse bescherten. Dadurch konnten sie finanzielle Polster aufbauen, mit denen sich nun das Defizit wenigstens eine Zeitlang abfedern lässt. Die prognostizierten Einnahmeausfälle bei der Kirchensteuer 2020 betragen in den einzelnen Bistümern (Angaben jeweils in Millionen Euro): Augsburg 35 bis 40, Bamberg 13,8, Eichstätt mehr als 12,6, München-Freising 25,6 bis 32, Passau 6,8 bis 11,3, Regensburg keine Angaben, Würzburg 13 bis 15. Die evangelische Landeskirche kalkuliert zum Jahresende mit 103 Millionen Euro weniger Kirchensteuern.

Eine Resthoffnung bleibt: Vielleicht wird der Kirchensteuereinbruch am Ende doch etwas glimpflicher sein. Im Erzbistum München und Freising waren die Ausfälle im Frühsommer auf 10 Prozent gegenüber den Planzahlen vom Jahresbeginn taxiert worden, jetzt sind es nur noch zwischen 4 und 5 Prozent. Die bisher verbuchten realen Mindereinnahmen betragen dagegen gerade einmal ein Prozent. "Unsere Einschätzung ist deutlich positiver als die des Staates", sagt der Münchner Finanzdirektor Markus Reif mit Blick auf die Zukunft. Das berge Unsicherheiten. Außerdem wisse niemand, wie sich die Pandemie weiter entwickle und welche Effekte möglicherweise ins kommende Jahr hineinwirkten.

Von Christoph Renzikowski (KNA)