Standpunkt

Corona-Hilfe nach dem Lockdown: Holt die Künstler in die Gottesdienste

Veröffentlicht am 30.10.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Im November steht der zweite Corona-Lockdown vor der Tür. Besonders hart treffen die Maßnahmen die Kunst. Die Kirche muss den Künstlern nun unter die Arme greifen, ist Roland Müller überzeugt. Von einer Kooperation würden beide Seiten profitieren.

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Ein neuer Lockdown steht vor der Tür. Besonders hart treffen die vor Kurzem beschlossenen Schutzmaßnahmen die Betreiber und Angestellten von Restaurants, Gaststätten und Bars sowie Musiker, Schauspieler und weitere Künstler. Denn während alle anderen Bürger "nur" einen Monat auf etwas Freiheit und Lebensfreude verzichten müssen, gefährdet der Shutdown die finanzielle Lebensgrundlage der in diesen Bereichen arbeitenden Menschen massiv. Wenigstens einigen von ihnen kann die Kirche jetzt helfen.

Denn während des ersten Lockdowns im Frühjahr haben viele Menschen ihre Lieblingsgastronomen unterstützt, indem sie bei ihnen Gerichte zum Mitnehmen gekauft haben. Die Hilfe für Künstler hatten die meisten jedoch nicht im Blick. Die Kirche muss den Kunstschaffenden nun unter die Arme greifen, um zu vermeiden, dass einer der wichtigsten Lebensbereiche überhaupt – die Kultur – in der Pandemie endgültig unter die Räder kommt.

Kunst und Kirche gehören seit jeher zusammen, denn die Erfahrung des eigentlich Unsagbaren kann sich nur durch dieses Medium angemessen ausdrücken. Forscher vermuten sogar, dass vor Urzeiten erst religiöse Rituale zur Entwicklung der Musik geführt haben. Wenn Konzerte und Theateraufführungen nun verboten sind, könnten Pfarrgemeinden, Diözesen und Ordensgemeinschaften den Künstlern in ihren Gottesdiensten eine Bühne und damit verbunden ein Einkommen geben, denn die öffentliche Feier von Gottesdiensten ist weiterhin möglich.

Von Jazzmusikern begleitete Messfeiern, Predigten gemeinsam mit professionellen Slam-Poeten und liturgische Tanzeinlagen während einer Vesper – die Möglichkeiten sind selbst in der streng geregelten katholischen Liturgie schier unendlich. Eine ungewohnte künstlerische Gestaltung des Gottesdienstes kann zu einer besonderen religiösen Erfahrung werden. Solche Kooperationen bieten einen Gewinn für beide Seiten: Zeitgenössische Künstler könnten wieder religiöse Themen für sich entdecken, die Kirche eine Brücke in die Gegenwartskultur schlagen – und dabei ganz nebenbei beweisen, dass sie durchaus relevant für die Gesellschaft sein kann.

Von Roland Müller

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.