Sternberg spricht von einer "Grundfrustration"

Vermehrt kritische Fragen: ZdK zieht gemischte Bilanz zu Synodalem Weg

Veröffentlicht am 18.12.2020 um 12:29 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Es gebe zwar weiter eine große Unterstützung für den Synodalen Weg, sagt ZdK-Präsident Thomas Sternberg, zugleich mehrten sich aber kritische Anfragen. Eine "Grundfrustration" ergebe sich auch durch die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln. Zudem herrschten im Vatikan "Fehlvorstellungen" über Deutschland.

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Rund ein Jahr nach dem Start des Synodalen Wegs zieht das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eine gemischte Zwischenbilanz. Es gebe im höchsten Gremium der katholischen Laien in Deutschland nach wie vor eine große Unterstützung für den Dialog zur Zukunft kirchlichen Lebens, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Donnerstagabend. Zugleich mehrten sich aber auch kritische Anfragen, die eine breitere öffentliche Debatte sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche vermissten.

Sternberg sprach überdies von einer "Grundfrustration", die sich angesichts der aktuellen Debatten um Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln und den jüngst bekanntgewordenen Fällen aus Speyer unter vielen Katholiken breit mache. Das wirke sich auch auf den Synodalen Weg aus. Zugleich betonte Sternberg, der Synodale Weg sei nicht der Ort zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. "Aber wir kümmern uns in den Foren und bei der Themensetzung um die zugrundeliegenden Problemen, die dieses schreckliche Missbrauchsgeschehen überhaupt ermöglicht haben." ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann kündigte an, dass bei der nächsten Zusammenkunft des Synodalen Wegs Anfang Februar ein Zwischenfazit zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch gezogen werde. Dafür sei der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) angefragt, der Trierer Bischof Stephan Ackermann.

Beim Synodalen Weg wollen Bischöfe und Laien über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Oberstes Organ ist die aus 230 Mitgliedern bestehende Synodalversammlung, die bislang allerdings wegen der Corona-Pandemie erst ein Mal zusammentrat. Am 4. und 5. Februar wollen sich die Synodalen in einer Online-Konferenz austauschen.

"Fehlvorstellungen" über Deutschland im Vatikan

Aus Sicht Sternbergs sollten die Synodalen auch daran arbeiten, ihre Kommunikation mit Rom zu verbessern. Er habe den Eindruck, dass im Vatikan "Fehlvorstellungen" über die Katholiken in Deutschland kursierten, etwa dass in Deutschland zwei etwa gleich große Gruppen von Konservativen und Progressiven "aufeinanderprallen" würden. Dabei sei eine große Mehrheit bereit, neue Wege zu gehen. Kortmann und Sternberg äußerten sich bei der digitalen ZdK-Herbstvollversammlung. Das Katholikenkomitee hatte die Aussprache zum Synodalen Weg aus Zeitgründen von der restlichen Vollversammlung entkoppelt, die bereits Ende November stattfand.

Bereits bei einer Online-"Zwischenbilanz" in Freiburg war der bisherige Verlauf des Synodalen Wegs kürzlich auf ein geteiltes Echo gestoßen. Der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Sven Anuth kritisierte, dass das katholische Reformprojekt keine konkreten Konsequenzen habe, es keine Kirchenreform geben werde und die Kirche in Deutschland von Papst Franziskus keine Hilfe erwarten könne. Dagegen verteidigte der Sternberg das Vorhaben: Der Synodale Weg sei nicht überflüssig, nicht erfolglos und auch nicht "bereits jetzt im Sande verlaufen". (tmg/KNA)