Causa Becciu: Italiens Justiz verwirft Haftbefehl auf Vatikan-Antrag
Italiens oberster Gerichtshof hat die vom Vatikan beantragte Festnahme der Managerin Cecilia Marogna für unrechtmäßig erklärt. Wie die Zeitung "Il Messaggero" (Freitag) berichtet, entschied der Kassationsgerichtshof, dass sowohl Festnahme wie auch zweiwöchige Haft der 39-Jährigen illegal und aufgehoben seien. Marogna war Mitte Oktober in Mailand festgenommen und ins Gefängnis gebracht worden. Gut zwei Wochen später wurde sie auf freien Fuß gesetzt, allerdings mit der Verpflichtung, sich regelmäßig bei den Behörden zu melden.
Medienberichten zufolge soll Marogna vom früheren Substituten des vatikanischen Staatssekretariats, Giovanni Angelo Becciu, für diplomatische Dienstleistungen sowie humanitäre Projekte mehrere hunderttausend Euro erhalten haben, das Geld aber großenteils für private Luxusgüter verwandt haben. Daher hatte die vatikanische Staatsanwaltschaft, die den im Herbst 2019 bekannt gewordenen Finanzskandal im Staatssekretariat untersucht, einen internationalen Haftbefehl gegen Marogna ausgestellt. Erste Anträge von Marognas Anwälten auf Freilassung ihrer Mandantin waren wegen mutmaßlicher Fluchtgefahr abgewiesen worden. Italiens oberster Gerichtshof verwarf nun sämtliche polizeilichen und juristischen Maßnahmen gegen Marogna.
Becciu (72), von 2011 bis 2018 Substitut des Staatssekretariats und damit eine Art Stabschef der kirchlichen Leitungszentrale, galt im Vatikan als sehr einflussreich. Ende September trat er – offenbar auf Druck von Papst Franziskus – von seinem Amt als Präfekt der Heiligsprechungskongregation zurück und verzichtete auf seine Rechte als Kardinal. Von Seiten des Vatikan gibt es bisher keine Angabe zu den Gründen der Entlassung Beccius durch den Papst. Vermutet werden vor allem von ihm veranlasste und verantwortete Finanztransaktionen aus Kassen des Staatssekretariats. Diese seien zum einen in eine verunglückte Immobilieninvestition in London gegangen sowie an karitative Einrichtungen, die teilweise von Verwandten des aus Sardinien stammenden Becciu geleitet werden. (tmg/KNA)
