Kardinal Marx: Hoffe sehr, dass Betroffene bereit sind zur Mitarbeit

Erzbistum München und Freising richtet Beirat für Missbrauchsopfer ein

Veröffentlicht am 29.12.2020 um 15:44 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Eine echte Aufarbeitung könne nur gelingen, wenn die "Sichtweisen derer, denen in der katholischen Kirche Gewalt angetan wurde, konsequent berücksichtigt werden", begründet Kardinal Reinhard Marx die Einrichtung des Betroffenenbeirats seiner Diözese.

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Im Erzbistum München und Freising wird ein Betroffenenbeirat zum Thema Missbrauch gegründet. Dieser soll künftig in institutionalisierter Form eine stetige und kritische Beteiligung von Betroffenen in Prävention und Intervention sexualisierter Gewalt ermöglichen, wie die Erzdiözese am Dienstag mitteilte. Der Beirat werde eng mit der unabhängigen Aufarbeitungskommission kooperieren, die 2021 ihre Arbeit aufnehmen soll.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte: "Die Erfahrung der letzten Jahre hat deutlich gezeigt, dass eine ehrliche und wirksame Aufarbeitung nur gelingen kann, wenn die Perspektiven und Sichtweisen derer, denen in der katholischen Kirche Gewalt angetan wurde, konsequent berücksichtigt werden." Er hoffe sehr, dass Betroffene bereit seien zur Mitarbeit. Diese Menschen seien nun gebeten, sich auf der Internetseite der Erzdiözese zu informieren und mit der Stabsstelle Prävention von sexuellem Missbrauch in Verbindung zu setzen. Dort gebe es nähere Informationen über die Arbeit des Beirats sowie das Auswahlverfahren für das Gremium.

Der Beirat wird nach den Maßgaben der "Gemeinsamen Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland" eingerichtet, wie es hieß. Diese hatten der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Stephan Ackermann, im vergangenen Juni unterzeichnet. Demnach soll es unter anderem in allen 27 deutschen (Erz-)Bistümern künftig eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauch geben. In verschiedenen Diözesen wurden zudem bereits Betroffenenbeiräte eingerichtet oder sind im Begriff zu entstehen. Anfang Dezember hatte etwa der Augsburger Bischof Bertram Meier die Einrichtung eines Betroffenenbeirats angekündigt. Als eine der ersten Diözesen überhaupt hatte das Erzbistum Köln einen Betroffenenbeirat eingesetzt. (tmg/KNA)