Strafanzeige wegen Missbrauchsvertuschung zurückgewiesen

Polens Staatsanwaltschaft entlastet Kardinal Dziwisz

Veröffentlicht am 21.01.2021 um 17:50 Uhr – Lesedauer: 

Krakau ‐ Weil er nach Ansicht der Staatsanwaltschaft keine Straftat begangen hat, leitet die polnische Justiz keine Ermittlungen gegen Kardinal Stanislaw Dziwisz ein. Einem Politiker gefällt das nicht: Das "Bündnis zwischen Thron und Altar" gehe weiter, sagt er.

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Polens Justiz leitet kein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Krakauer Erzbischof und Papstsekretär Kardinal Stanislaw Dziwisz wegen mutmaßlicher Vertuschung von sexuellem Missbrauch in der Kirche ein. Nach Prüfung des Falls wies die Staatsanwaltschaft Krakau am Donnerstag laut polnischen Medienberichten eine Strafanzeige gegen den 81-jährigen Kardinal zurück. Dziwisz habe keine Straftat begangen, denn seinerzeit von 2006 bis 2012 sei er nicht gesetzlich verpflichtet gewesen, der Polizei oder der Staatsanwaltschaft derartige Vorwürfe gegen Priester zu melden.

Der linke EU-Abgeordnete Lukasz Kohut hatte den prominenten Kirchenmann im November nach Ausstrahlung der TV-Reportage "Don Stanislao – Das andere Gesicht von Kardinal Dziwisz" angezeigt. In der Sendung des Privatkanals TVN24 wurde Dziwisz beschuldigt, als Krakauer Erzbischof Hinweise auf sexuellen Kindesmissbrauch in der Kirche ignoriert zu haben. Er wies dies entschieden zurück und schlug eine unabhängige Untersuchungskommission zu den Anschuldigungen vor.

Kohut kritisierte die Entscheidung der Staatsanwaltschaft: "In Polen geht das Bündnis zwischen Thron und Altar weiter. Manche bleiben vorerst ungestraft." Dziwisz war während des gesamten Pontifikats von Johannes Paul II. (1978-2005) dessen Privatsekretär und anschließend bis Ende 2016 Erzbischof von Krakau. Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, hatte sich im November dafür ausgesprochen, dass der Vatikan die Vorwürfe gegen Dziwisz prüft. (KNA)