Erzbischof Andrzej Dziega soll Täter nur versetzt haben

Vatikan geht Vertuschungsvorwürfen gegen Stettiner Erzbischof nach

Veröffentlicht am 22.01.2021 um 16:20 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Weil er einen Priester versetzt haben soll statt seine sexuelle Belästigung anzuzeigen, leitet der Vatikan ein Untersuchungsverfahren gegen den Stettiner Erzbischof Andrzej Dziega ein. Aktuell prüft die Bischofskongregation schon einen weiteren Fall.

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Die vatikanische Bischofskongregation geht Vertuschungsvorwürfen gegen den Stettiner Erzbischof Andrzej Dziega (68) nach. Der Lubliner Erzbischof Stanislaw Budzik sagte dem Internetportal wiez.pl (Freitag), die Kongregation lasse den Fall von ihm untersuchen. Er erhalte Anweisungen zum Vorgehen.

Der Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski beschuldigt Dziega, dass er 2006 als damaliger Bischof von Sandomierz über sexuelle Belästigung eines Ministranten durch einen Priester informiert worden sei, aber kein kirchliches Verfahren eingeleitet habe. Stattdessen sei der Täter versetzt worden und habe fortan an einer Grundschule Religion unterrichtet. Zudem seien Aufzeichnungen zu dem Fall verschwunden, so Isakowicz-Zaleski. Das habe er dem Kinderschutzbeauftragten der Bischofskonferenz, Primas Erzbischof Wojciech Polak, bereits im September mitgeteilt.

Laut dem Internetportal sitzt der des Missbrauchs beschuldigte Priester Jozef G. derzeit in Untersuchungshaft und weist die Vorwürfe zurück. Erzbischof Dziega seinerseits gibt an, es habe keine Anzeige eines solchen Falls gegeben, als er Bischof von Sandomierz war. Er vertraue auf die Feststellung der Wahrheit, auf passende Fürsorge für das Opfer und eine gerechte Bestrafung des Täters. Laut wiez.pl wurden der Vatikanbotschaft in Warschau in den vergangenen Monaten mindestens drei weitere Fälle angezeigt, in denen Dziega sexuellen Kindesmissbrauch pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet habe.

Bischofskongregation prüft aktuell auch Fall Janiak

Die Bischofskongregation lässt aktuell auch Vorwürfe gegen den im Oktober zurückgetretenen Bischof von Kalisch (Kalisz) prüfen. Edward Janiak soll Hinweisen auf mehrfachen Kindesmissbrauch durch einen Priester nicht nachgegangen sein. Die Vatikanbehörde beauftragte im Mai den Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki als zuständigen Metropoliten, diesen Fall zu untersuchen. Ergebnisse des Verfahrens wurden noch nicht mitgeteilt.

Die Untersuchung leitet in der Regel der Metropolit der jeweiligen Kirchenprovinz. Dieses Vorgehen entspricht dem Apostolischen Schreiben "Ihr seid das Licht der Welt" aus dem Jahr 2019. Darin hatte Papst Franziskus Leitlinien zum Umgang mit Bischöfen festgehalten, denen die Vertuschung von Missbrauch vorgeworfen wird. Budzik ist als Erzbischof von Lublin für die benachbarte Diözese Sandomierz im Osten Polens zuständig und wurde daher im Fall Dziega beauftragt.

Am Donnerstag war unterdessen bekannt geworden, dass die polnische Jusitz kein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Krakauer Erzbischof und Papstkretär Kardinal Stanislaw Dziwisz wegen mutmaßlicher Vertuschung von sexuellen Missbrauch einleiten wird. Nach Prüfung des Falls wies die Staatsanwaltschaft Krakau laut polnischen Medienberichten eine Strafanzeige gegen den 81-jährigen Kardinal zurück. Dziwisz habe keine Straftat begangen, denn seinerzeit von 2006 bis 2012 sei er nicht gesetzlich verpflichtet gewesen, der Polizei oder der Staatsanwaltschaft derartige Vorwürfe gegen Priester zu melden. (cbr/KNA)