Papst Franziskus fordert in seiner Friedensbotschaft Solidarität und Abrüstung

Bewegt Euch!

Veröffentlicht am 12.12.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Bonn ‐ Der "Mann des Jahres" 2013 will alle erreichen: Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2014 zum einen die Mächtigen der Erde ermahnt, die Globalisierung in einem Geist der Brüderlichkeit zu gestalten. Zum anderen wendet sich Franziskus in dem am Donnerstag im Vatikan veröffentlichten Appell aber auch an alle Menschen und verlangt von jedem "einen Schritt mehr" zum "Wohl jedes Bruders und jeder Schwester".

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Es ist die erste Botschaft von Franziskus zum Weltfriedenstag, den die katholische Kirche seit 1968 jedes Jahr am 1. Januar begeht. Sie wird traditionell am Hochfest "Unbefleckte Empfängnis" (8. Dezember) von den Päpsten unterzeichnet, wenige Tage später in mehreren Sprachen veröffentlicht und an Staatsoberhäupter, Regierungschefs, Bischöfe und andere religiöse Oberhäupter verschickt. Dieses Jahr lautet der Titel der sechsseitigen Botschaft "Brüderlichkeit – Fundament und Weg des Friedens".

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Erneute Kapitalismuskritik

Franziskus schreibt, ohne Brüderlichkeit zwischen den Menschen werde es "unmöglich, eine gerechte Gesellschaft und einen gefestigten, dauerhaften Frieden aufzubauen". Statt einer Kultur der Solidarität herrsche derzeit eine "Globalisierung der Gleichgültigkeit" . Diese sei geprägt von millionenfachem Hunger und der ungleichen Verteilung von Gütern, von Korruption, Kriminalität und Kriegen sowie der Ausbeutung von Menschen und der Natur. Ähnlich wie in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" kritisiert der Papst erneut den Kapitalismus: "Das Aufeinanderfolgen der Wirtschaftskrisen muss zu einem angemessenen Überdenken der wirtschaftlichen Entwicklungsmodelle und zu einem Wandel der Lebensstile führen".

Auch 2013 hätten viele Menschen unter der Qual von Kriegen gelitten, auf die die Öffentlichkeit gleichgültig reagierte, betonte Franziskus. In vielen Teilen der Welt würden elementare Menschenrechte, vor allem das Recht auf Leben und Religionsfreiheit, schwer verletzt. Dagegen erhebe die Kirche ihre Stimme. Als Papst rufe er jenen zu, die mit Waffen Tod und Gewalt säten: "Entdeckt in dem, den ihr heute nur als einen zu schlagenden Feind betrachtet, wieder euren Bruder und haltet ein! Verzichtet auf den Weg der Waffen und geht dem anderen entgegen auf dem Weg des Dialogs, der Vergebung und der Versöhnung." Solange jedoch gewaltige Rüstungsmengen im Umlauf seien, ließen sich immer wieder neue Anlässe für Feindseligkeiten finden, so Franziskus. Diese Verbreitung müsse ein Ende haben, "angefangen bei den atomaren und den chemischen Waffen".

Brüderlichkeit durch Gottesbezug

Der Papst argumentiert in seiner Botschaft vom Glauben an Gott her. Er zitiert seinen Vorgänger Benedikt XVI. mit den Worten, dass die Globalisierung "uns zu Nachbarn, aber nicht zu Geschwistern" mache. Brüderlichkeit könne "ohne den Bezug auf einen gemeinsamen Vater als ihr eigentliches Fundament nicht bestehen". Aus eigener Kraft könnten Menschen das "berechtigte Anderssein" des Bruders nicht akzeptieren, schreibt er in Bezug auf die biblische Geschichte vom Mord Kains an seinem Bruder Abel. In der Liebe Gottes zu jedem Menschen und im Kreuzestod Jesu liege die Überwindung der Trennung zwischen den Völkern. Weil alle durch das Blut Christi erlöst seien, dürfe man gegenüber dem Geschick der Brüder und Schwestern nicht gleichgültig bleiben, so Franziskus.

Zu den offenen Kriegen gesellen sich nach seinen Worten heute aber auch viele weniger sichtbare, die aus der Gier nach Profit entstünden. Dazu zählt der Papst "das erschütternde Drama der Droge", Menschenhandel und Prostitution als Formen moderner Sklaverei, die Ausbeutung Minderjähriger sowie die Finanzspekulation, "die oft räuberische Züge annimmt und schädlich ist für ganze Wirtschaft- und Gesellschaftssysteme, indem sie Millionen von Menschen der Armut aussetzt".

Gelingende Familien als Hauptweg zum Frieden

Die Entscheidungsträger auf der Welt müssten das Prinzip der Brüderlichkeit als Fundament von Frieden und Gerechtigkeit stärker fördern, indem sie den Menschen Zugang zu Dienstleistungen, Bildungsmöglichkeiten, dem Gesundheitswesen und Technologien gewährleisteten. Jeder Mensch müsse die Gelegenheit haben, "seinen Lebensplan auszudrücken", schreibt Franziskus. So gelte es etwa, zu starke Einkommensunterschiede zu vermindern. Die Gier nach Macht und der Durst nach Profit dürften nicht die Oberhand behalten.

Den am "meisten Bevorzugten" gibt der Papst drei Aufgaben auf: Die Solidarität, die soziale Gerechtigkeit und die allumfassende Nächstenliebe. Letztere müsse die Förderung einer menschlicheren Welt für alle einschließen, "einer Welt, in der alle etwas zu geben und etwas zu empfangen haben, ohne dass der Fortschritt der einen ein Hindernis für die Entwicklung der anderen darstellt". Franziskus ruft "verantwortungsvolle Familien und Bürger" – und nicht nur geweihte Personen mit Armutsgelübde – auf, sich für einen "nüchternen, wesentlichen Lebensstil" zu entscheiden.

Lernen kann man den Weg des Friedens laut Franziskus im Schoß der Familie. Die Familie sei die Quelle der Brüderlichkeit und die Brüderlichkeit eine tiefe Sehnsucht aller Menschen. Das Gelingen von Familie sei daher auch der "Hauptweg des Friedens, denn aufgrund ihrer Berufung müsste sie die Welt mit ihrer Liebe gleichsam anstecken". (mit Material von KNA)

Von Agathe Lukassek