Gemeinsam mit Betroffenenvertreter Matthias Katsch

Missbrauchsaufklärer Klaus Mertes erhält Bundesverdienstkreuz

Veröffentlicht am 17.03.2021 um 14:26 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ 2010 sorgte er wesentlich dafür, dass der Missbrauchsskandal in der Kirche öffentlich wurde: Jetzt wird der Jesuit Klaus Mertes für seinen Einsatz mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Mit Matthias Katsch erhält zudem ein Betroffener die Auszeichnung.

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Der Jesuit Klaus Mertes (66) wird für seinen herausragenden Einsatz bei der Aufarbeitung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Dies bestätigt das Bundespräsidialamt auf Nachfrage der Wochenzeitung "Die Zeit" am Mittwoch.

Mertes werde mit dem "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" ausgezeichnet - gemeinsam mit dem Betroffenenvertreter Matthias Katsch. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier werde die Orden nach Ostern überreichen.

In der "Zeit" (Donnerstag) zieht Klaus Mertes eine Bilanz der kirchlichen Aufarbeitung und attestiert der katholischen Kirche: "Man hat wissentlich vertuscht, was als schwere Straftaten erkennbar war. Wie brutal da der Täterschutz über den Opferschutz gestellt wurde, das hat mich umgehauen."

Bild: ©Julia Steinbrecht/KNA

Matthias Katsch ist Sprecher der Betroffenenorganisation "Eckiger Tisch".

Mertes warnt jedoch, dass die Kirche jetzt nicht versuchen dürfe, "sich durch besonders harte Aufklärung Ansehen zu erwerben". Das Ziel dürfe nicht darin bestehen, dass sie am Ende doch wieder gut dastehe. "Erst hat man verleugnet und vertuscht, jetzt stellt man an den Pranger", so Mertes.

Mit Blick auf seine persönlichen Verdienste verwahrt sich Mertes dagegen, als Aufklärer gefeiert zu werden. "Ich bin nicht der Aufklärer. Aufklären müssen andere." Deshalb fordert der Jesuit eine unabhängige Instanz für die Aufklärung des innerkirchlichen Missbrauchs. Er schlägt vor: "Die Bischofskonferenz geht auf die Bundeskanzlerin zu und bittet sie, eine Institution zu schaffen, die das Recht bekommt, in alle Akten zu schauen, Führungsversagen festzustellen, Entschädigungen zu bestimmen."

Mertes sorgte als damaliger Leiter des Canisius-Kollegs in Berlin wesentlich dafür, dass der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche 2010 öffentlich wurde. (KNA)