Kardinal-Meisner-Platz wird vorerst nicht umbenannt
Der Kardinal-Meisner-Platz in Hundeshagen im thüringischen Eichsfeld wird vorerst nicht umbenannt. Das hat der Ortsteilsrat auf seiner Sitzung am Montagabend einstimmig beschlossen, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (mdr) am Dienstag berichtete. Nachdem der langjährige Kölner Erzbischofs durch das Gutachten der Kanzlei Gercke und Wollschläger im März aufgrund seines Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kirche schwer belastet wurde, hatte der Hundeshagener Ortsteilbürgermeister Thomas Müller sich zunächst gegenüber katholisch.de für eine Umbenennung ausgesprochen. Die zahlreichen Pflichtverletzungen, die Kardinal Joachim Meisner im Umgang mit Missbrauchsfällen in dem Gutachten nachgewiesen würden, hätten ihn persönlich sehr erschüttert, so der Katholik.
Der Rat wolle nun allerdings laut mdr abwarten, bis die Vorwürfe aufgearbeitet sind und vorher keine "Kurzschlüsse" ziehen. Das werde erfahrungsgemäß lange dauern. "Missbrauch geht gar nicht", so der Ortsteilbürgermeister. Das müsse allerdings aufgeklärt werden. "Bis das nicht passiert ist, handeln wir nicht". Voraussetzung für eine Umbenennung ist ein Beschluss des Ortsteilrats, der danach noch vom Stadtrat in Leinefelde-Worbis bestätigt werden muss.
Enge Verbindung mit Hundeshagen
Der Kardinal-Meisner-Platz in Hundeshagen ist bundesweit der einzige Platz, der bislang nach dem 2017 verstorbenen langjährigen Kölner Erzbischof benannt ist. Meisner selbst hatte 2014 an der feierlichen Benennung des Platzes teilgenommen. Der Kardinal war Hundeshagen Zeit seines Lebens eng verbunden. Einwohner der Gemeinde finanzierten sein Theologiestudium im Erfurter Priesterseminar mit, nach der Wende besuchte Meisner bis zu seinem Tod 2017 jedes Jahr das Eichsfeld.
Andere Ehrungen für Meisner wurden inzwischen zurückgenommen. Mitte April hatte die Waldbröler Karnevalsgesellschaft dem Kardinal den 1992 verliehenen "Orden gegen den engen Horizont" aberkannt, außerdem wurde er aus den Annalen des Vereins entfernt. Kardinal Rainer Maria Woelki kündigte zudem an, rechtlich prüfen zu lassen, inwiefern eine Umwidmung der bistumseigenen Kardinal-Meisner-Stiftung möglich sei. In der Stadt Köln forderten einzelne Stimmen nach dem Gutachten auch eine Umbenennung des Kardinal-Höffner-Platzes vor dem Dom. "Der Platz sollte angesichts der neuen Erkenntnisse zu Kardinal Joseph Höffner definitiv umgewidmet werden", sagte die langjährige Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD). Auch der Kardinal-Höffner-Kreis der CDU-Bundestagsfraktion berät über eine Namensänderung. (fxn)