Jesuit äußert sich zu Konflikt um Rahner und Oster

Bernd Hagenkord: "Verbal abrüsten" bei innerkirchlicher Debatte

Veröffentlicht am 30.04.2021 um 09:44 Uhr – Lesedauer: 

Linz ‐ "Die Nerven liegen blank, der Ton wird rauer und statt einer Debatte prallen Unbeweglichkeiten aufeinander", warnt der Jesuit Bernd Hagenkord. In der Debatte um Aussagen von Johanna Rahner meldete sich auch Bischof Stefan Oster noch einmal zu Wort.

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Zu einer Mäßigung in der innerkirchlichen Debatte hat der geistliche Begleiter des Synodalen Weges, Pater Bernd Hagenkord, aufgerufen. "Die Nerven liegen blank, der Ton wird rauer und statt einer Debatte prallen Unbeweglichkeiten aufeinander", sagte er der Kirchenzeitung der Diözese Linz. Man dürfe das Feld nicht den "Extremen" überlassen, warnte der Jesuit mit Blick auf den Konflikt um die Theologin Johanna Rahner und Passaus Bischof Stefan Oster.

Wenn man zulasse, "dass diese Wortmeldungen die Debatte tragen, dann bricht diese auseinander", so Hagenkord. "Wir schrecken Menschen durch das innerkirchliche Hickhack massiv ab." Man solle "Luft holen, nicht laut werden und überlegen: Was ist der Hintergrund dafür, dass sich Frau Professorin Rahner in der Begrifflichkeit vergreift? Was ist der Hintergrund der Reaktion von Bischof Oster? Darüber kann man ja reden. Voraussetzung ist aber, dass wir zunächst verbal abrüsten."

Die Tübinger Theologieprofessorin Rahner hatte bei einer Konferenz eine Verbindung zwischen Diskriminierung von Frauen in der Kirche und Rassismus hergestellt. Die Zuspitzung, dass ein "Rassist" wäre, wer gegen die Weihe für Frauen sei, stammte aber nicht von Rahner. Bischof Oster kritisierte die Äußerung scharf. Er sah "lehramtstreue" Katholiken verunglimpft, stellte die Finanzierung kirchlicher Medien in Frage, weil über Rahners Aussagen berichtet worden war, und fragte, ob "ausgerechnet unsere eigenen Medien bestehende Polarisierungen bewusst verschärfen müssen".

Bild: ©KNA/Maria Irl

Stefan Oster, Bischof von Passau.

Hagenkord betonte, die Mehrheit der Delegierten des Synodalen Weges sei daran interessiert, "konstruktiv Struktur und Inhalt des kirchlichen Lebens für die Zukunft zu gestalten. Aber es gibt auch die Extreme, die schnell von Spaltung sprechen", betonte der frühere Leiter der deutschsprachigen Sektion von Radio Vatikan. "Das ist laut, kommt vor allem von außerhalb Deutschlands, wird aber hier von interessierter Seite wiederholt", so Hagenkord.

Unterdessen meldete sich auch Oster noch einmal zu Wort und sprach sich für eine "seriöse Debattenkultur" in der katholischen Kirche aus. "Wir brauchen in jedem Fall eine Diskussion darüber, warum ausgerechnet Christen ganz besonders in den Kommentarfunktionen der Social-Media-Foren oder auf einschlägigen Internetseiten kein bisschen besser sind in der Produktion einer Kultur der Verachtung als andere", sagte Oster der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Zu reden sei "auch darüber, wie wir besser werden in einer Kultur grundsätzlicher Wertschätzung - alle miteinander, mich eingeschlossen".

Zur Causa Rahner sagte Oster, er habe darauf reagiert, weil der pauschale Vorwurf der Theologin "das schlechte Klima befeuert" habe. "Das Bittere ist ja dann in der Folge - und damit meine ich ausdrücklich nicht Johanna Rahner: In den Social Media etwa auf christlichen Seiten streiten ja gerade Christen oft mit Mitteln, die immer neu vorurteilsbeladen sind und damit allzu oft auch persönliche Angriffe werden." Dabei schenkten sich Konservative und Liberale gegenseitig nichts. (tmg/KNA)