Weil Franziskus nur drei Stunden in dem Land bleiben will

Bericht: Papstreise nach Ungarn droht diplomatische Krise auszulösen

Veröffentlicht am 07.06.2021 um 12:16 Uhr – Lesedauer: 

Budapest/Vatikanstadt ‐ Mitte September will Papst Franziskus zum Internationalen Eucharistischen Kongress nach Ungarn reisen. Weil er aber nur rund drei Stunden in dem Land bleiben will, droht laut einem Medienbericht nun eine diplomatische Krise.

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Die für September geplante Reise von Papst Franziskus zum 52. Internationalen Eucharistischen Kongress in Ungarn (5. bis 12. September) droht laut einem Medienbericht eine diplomatische Krise zwischen dem osteuropäischen Land und dem Vatikan auszulösen. Grund dafür sei der Plan des Papstes, nur rund drei Stunden in Ungarn zu bleiben und anschließend für drei Tage die benachbarte Slowakei zu besuchen, berichtete der "National Catholic Register" am Wochenende. Quellen im Vatikan und in Ungarn hätten von Anstrengungen berichtet, den Papst zu einem längeren Aufenthalt in dem Land und Höflichkeitsbesuchen beim ungarischen Staatspräsidenten Janos Ader und bei Ministerpräsident Viktor Orban zu überreden.

Franziskus hatte Anfang März angekündigt, zum Abschluss des Internationalen Eucharistischen Kongresses nach Ungarn reisen zu wollen. Zugleich betont er damals, dass es sich bei der Reise nicht um einen offiziellen Staatsbesuch in Ungarn handle. Laut dem aktuellen Reiseplan wird der Papst am 12. September direkt vom Flughafen in Budapest zum Kongress im Zentrum der ungarischen Hauptstadt fahren und unmittelbar nach der Abschlussmesse in die slowakische Hauptstadt Bratislava weiterreisen.

Ungarischer Kirchenvertreter nennt Reisepläne des Papstes "empörend"

Der "National Catholic Register" berichtete, nicht näher genannte Quellen hätten erklärt, dass der geplante Kurzaufenthalt in Budapest eine Beleidigung für die Ungarn und "ein gigantischer Schlag in das Gesicht" von Ministerpräsident Orban wäre. Wörtlich wird in dem Bericht ein ungenannter Kirchenvertreter aus Budapest zitiert, der die Reisepläne von Franziskus "empörend" nennt. Und weiter: "Das wäre so, als würde er einen halben Tag in Israel und dann dreieinhalb Tage im Iran verbringen. Alle halten das für inakzeptabel." Der ungarische Kardinal Peter Erdö und der stellvertretende Ministerpräsident Zsolt Semjen seien vergangene Woche in Rom gewesen, um eine ihnen genehmere Reiseroute auszuhandeln, so das Internetportal.

Hintergrund des Auseinandersetzung dürften tiefere politische Differenzen zwischen der ungarischen Regierung und dem Vatikan sein. Vor allem in der Migrationspolitik gab es in den vergangenen Jahren zwischen der von Papst Franziskus propagierten Linie und der restriktiven Politik der Orban-Regierung erhebliche Unterschiede. (stz)