"Ein Christ kann ertrinken lassen"

Umstrittener Pfarrer kehrt nach Äußerungen zu Seenotrettung zurück

Veröffentlicht am 01.07.2021 um 12:34 Uhr – Lesedauer: 

Nürnberg ‐ Ein Christ könne "Verantwortung vernachlässigende Migranten ertrinken lassen": Wegen seiner Äußerungen zur Seenotrettung wurde der evangelische Pfarrer Matthias Dreher bundesweit kritisiert und musste seine Gemeinde verlassen. Nun kehrt er zurück.

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Der wegen seiner umstrittenen Äußerungen zur Seenotrettung bundesweit kritisierte Nürnberger evangelische Pfarrer Matthias Dreher kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Am 19. Juli trete er wieder seinen Dienst in der evangelischen Gemeinde Melanchthonkirche an, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Er freue sich, dass nach Beratungen dieses Ergebnis erzielt worden sei und er voller Elan ans Werk gehe.

Im Korrespondenzblatt des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins der bayerischen evangelischen Landeskirche vom Oktober 2020 hatte Dreher als Überschrift eines Leserbriefes den Satz "Ein Christ kann ertrinken lassen" gewählt. Darin stellte sich Dreher gegen die in der Juli-Ausgabe 2020 vom Gaimersheimer Pfarrer Ulrich Eckert aufgestellte These, man könne als Christ in keinem Fall Menschen ertrinken lassen. Migranten brächten sich auf seeuntüchtigen Booten mit wenig Treibstoff bewusst in Lebensgefahr, um ein besseres Leben in Europa zu führen, so Dreher damals. Deshalb könne ein Christenmensch "Verantwortung vernachlässigende Migranten ertrinken lassen". Nach heftiger Kritik musste Dreher seine Gemeinde zunächst verlassen und wurde an die Thomaskirche in Nürnberg-Großreuth abgeordnet.

Teils kontrovers geführte Gespräche

Während der Zeit der dienstlichen Abordnung hätten Kirchenvorstand und Dreher in gemeinsamen Gesprächen die weitere Zusammenarbeit geklärt, teilte Christopher Krieghoff, zuständiger Dekan im Prodekanat Nürnberg-Nord, auf der Internetseite der Gemeinde mit. In teils kontrovers geführten Gesprächen habe man eine neue Arbeitsgrundlage herstellen können, die nun allen Beteiligten als Richtschnur gelten soll. "Beide Seiten sind zuversichtlich, dass dadurch künftige Konflikte vermieden werden können", sagte Krieghoff.

Drehers Äußerungen hatten vor allem innerhalb der evangelischen Kirche für heftige Kritik gesorgt. Damals distanzierten sich nicht nur der Kirchenvorstand, sondern auch die evangelischen Nürnberger Dekane sowie der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, von Dreher. Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, sei unverantwortlich, so Bedford-Strohm. Die evangelische Kirche unterstützt das Bündnis "United4Rescue", das wiederum zivile Rettungsschiffe im Mittelmeer unterstützt. (tmg/epd/KNA)