Nach Facebook-Post zu ungarischem Gesetz: Bistum Trier rügt Pfarrer

Ein Facebook-Eintrag zum umstrittenen ungarischen Gesetz zur Verbreitung von LGBT-Inhalten hat einem Pfarrer aus der Diözese Trier Ärger mit der Bistumsleitung eingebracht. Nachdem man durch "eine kritische Rückmeldung" von dem Post des Geistlichen erfahren habe, hätten die Personalverantwortlichen das Gespräch mit ihm gesucht und ihn darauf hingewiesen, "dass solche plakativen, undifferenzierten und abwertenden Äußerungen spalten und Unfrieden bringen", zitierte der "Trierische Volksfreund" am Wochenende eine Sprecherin. Der Post entspreche "in keiner Weise" der Haltung der Diözese. "Dem Bistum geht es um geschlechtersensibles pastorales Handeln."
Der Priester hatte kürzlich einen Beitrag veröffentlicht, der zwei Fotos enthält und in dieser Form auch auf den Social-Media-Kanälen anderer Befürworter des Gesetzes zu finden war. Das obere Bild, zeigt eine Gruppe bunt kostümierter Travestie-Künstler und ist mit dem Hinweis "Das will die EU schützen" versehen. Das untere Bild zeigt spielende Mädchen und Jungen, die durch ein Feld laufen; darunter steht: "Das will Ungarn schützen." Viele User kritisierten den Priester für den Eintrag, vereinzelt gab es jedoch auch Zuspruch. Der Post ist nach wie vor einsehbar.
Das Bistum respektiere zwar die freie Meinung des Geistlichen, so die Sprecherin weiter. "Gleichwohl ist er aber als Priester des Bistums und in seiner Funktion als Pfarrer erkennbar." Deshalb ziehe die Kirche dort eine Grenze, wo sich ein Priester entgegen der kirchlichen Lehre äußere. Dem Kirchenrecht nach sei er nämlich "verpflichtet, den Frieden und die Einheit so weit als möglich zu wahren und zu fördern".
Pfarrer sieht "Ideologisierung der Diskussion"
Der Priester selbst teilte schriftlich gegenüber dem "Trierischen Volksfreund" mit, dass es ihm bei der Weiterleitung "dieses leider sehr plakativen Bildes" nicht darum gegangen sei, "eine Gruppe von Menschen zu beleidigen oder Ähnliches". Er wüsste gar nicht genau, was die Ungarn genau beschlossen hätten. "Nur, dass Ungarn die LGBT-Propaganda nicht unterstützt, was ich begrüße." Man habe das Bild aber "verschiedentlich missdeutet, als würde die Kirche oder ich Menschen, die homophil empfinden, ablehnen". Er selbst habe keine Probleme mit homosexuellen Menschen, betonte der Priester. Seiner Ansicht nach findet allerdings eine "Ideologisierung der Diskussion" statt, die Gefahren für Kinder und Jugendliche mit sich bringe. "Die Schöpfungsordnung und die Gebote Gottes sind dafür entscheidend, dass wir uns nicht nach Befindlichkeiten richten können, sondern unseren Gott, dem wir verpflichtet sind", ernst nehmen", so der Geistliche.
Das ungarische Parlament hatte Mitte Juni ein Gesetz verabschiedet, dass die öffentliche Verbreitung von Inhalten zu Themen wie Trans- oder Homosexualität stark einschränkt. Beispielsweise sollen in Schulbüchern oder in der Werbung keine Formen sexueller Identität gezeigt werden, die von der Heteronormativität abweichen. Zahlreiche Politiker übten scharfe Kritik an dem Gesetz. So bezeichnete EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen es als "Schande". Die ungarische Regierung, die das Gesetz initiiert hatte, betont hingegen, man wolle den Eltern die Hoheit über die sexuelle Aufklärung ihrer Kinder zurückgeben. (mal)