CDU: Versöhnliche Signale nach Streit um Einsatz für Religionsfreiheit
Im CDU-internen Konflikt um den Kölner Bundestagsabgeordneten Heribert Hirte und sein Engagement für Religionsfreiheit und verfolgte Christen hat Hirtes parteiinterne Konkurrentin Sandra von Möller versöhnliche Signale ausgesandt. Auf Anfrage von katholisch.de erklärte von Möller am Donnerstag, dass sie nicht der Auffassung sei, dass Hirte seinen Kölner Wahlkreis in den vergangenen Jahren vernachlässigt habe, weil er sich als Vorsitzender des Stephanuskreises der Unions-Bundestagsfraktion lieber für verfolgte Christen in aller Welt engagiert habe. Als praktizierende Katholikin halte sie den Einsatz für Religionsfreiheit und verfolgte Christen vielmehr absolut für geboten. "An dieser Stelle gebührt Herrn Hirte für seinen Einsatz Dank und Anerkennung", so von Möller wörtlich. Der Stephanuskreis ist ein überkonfessioneller Zusammenschluss von Abgeordneten, der sich für Religionsfreiheit und verfolgte Christen einsetzt und dessen Vorsitzender Hirte seit 2014 ist.
Anlass für von Möllers Aussagen ist eine Kontroverse um einen Artikel über die 51-Jährige, der am vergangenen Sonntag in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) erschienen war. Unter der Überschrift "Die Beleuchterin" hatte die Zeitung darin über von Möllers Kandidatur für den nächsten Bundestag berichtet. Zugleich wurde in dem Artikel auch ausführlich der Machtkampf zwischen Hirte und von Möller um die Nominierung für das CDU-Direktmandat im Wahlkreis Köln II dargestellt, der im Frühjahr über Köln hinaus Aufsehen erregt hatte. Hirte, der den Wahlkreis seit 2013 als direkt gewählter Abgeordneter vertritt, hatte die parteiinterne Abstimmung gegen von Möller im Mai verloren und seine Niederlage anschließend als konservative Richtungsentscheidung von Teilen der Kölner CDU gegen die zu Ende gehende Ära Merkel gewertet. Außerdem hatte der 63-Jährige eine Einflussnahme der konservativen Werteunion zugunsten von Möllers beklagt.
Anonyme Vorwürfe gegen Hirtes Engagement im Stephanuskreis
In dem Artikel der FAS wurden anonyme Stimmen aus dem Umfeld der beiden Kandidaten zitiert, die laut der Zeitung "einen Abgrund an persönlichen Feindschaften im Kölner CDU-Stadtverband" zeigen. Während Hirte-Unterstützer dazu aufriefen, sich die Bilanzen von Möllers Unternehmen einmal genauer anzuschauen und die Medien mit Material über Unterstützer der Kandidatin aus dem Kreis der Werteunion versorgten, versuche die andere Seite, Hirte als alten weißen Mann darzustellen, der es nicht ertrage, von einer jüngeren Frau verdrängt worden zu sein – "und der als Abgeordneter seinen Wahlkreis vernachlässigt habe, weil er sich lieber im kirchennahen Stephanuskreis der Bundestagsfraktion für verfolgte Christen in aller Welt einsetzte", hieß es in der FAS wörtlich.
Heribert Hirte erklärte gegenüber katholisch.de, dass die Vorwürfe gegen sein Engagement für Religionsfreiheit ihn sehr getroffen hätten.
Als Reaktion auf den Artikel erklärte Hirte am Dienstag gegenüber katholisch.de, der Vorwurf aus dem Umfeld von Möllers und des Kölner CDU-Vorsitzenden Bernd Petelkau bezüglich seines Engagement im Stephanuskreis habe ihn sehr getroffen. Dass er für seinen Einsatz für Religionsfreiheit aus der eigenen Partei attackiert und desavouiert werde, lasse ihn sprachlos zurück. Der Einsatz für Religionsfreiheit und verfolgte Christen sei "eine kraftzerrende, kleinteilige und oftmals auch undankbare Herausforderung", die von ihm und seinem Bundestagsbüro stets mit Mehrarbeit gemeistert worden sei.
Petelkau: Glaube nicht, dass Vorwurf aus von Möllers Team stammen
Von Möller betonte nun, dass ihr niemand aus ihrem Umfeld bekannt sei, der den im Raum stehenden Vorwurf erhoben habe. Sofern er aber doch erhoben worden sein sollte, könne sie "die Betroffenheit von Herrn Hirte wirklich gut verstehen". Petelkau erklärte auf Anfrage, dass er den entsprechenden Vorwurf zum ersten Mal in dem Bericht von katholisch.de zur Kenntnis genommen habe und nicht glaube, dass er aus von Möllers Team stamme. "Denn sie ist eine überzeugte Christin, die sich in den letzten Jahren persönlich sehr stark für karitative Projekte eingesetzt hat", so Petelkau wörtlich. Persönlich glaube er, dass jeder Christ eine besondere Verpflichtung habe, sich für andere Menschen in Not einzusetzen: "Deshalb ist eine derartige Kritik, von wem auch immer sie gekommen ist, auf jeden Fall deplatziert."
Gleichzeitig betonte der Kölner CDU-Vorsitzende jedoch, dass von Möller sich im Kampf um die Nominierung für das Direktmandat der Partei im Wahlkreis Köln II vor der Sommerpause gegenüber drei Mitbewerbern klar durchgesetzt habe und seither für die CDU im Wahlkampf stehe. "Insoweit spielen Aussagen über die Arbeit ihres Vorgängers sowieso keine Rolle mehr", so Petelkau, dessen Verhältnis zu Hirte seit geraumer Zeit als zerrüttet gilt. Deutlich sichtbar wurde dies unter anderem nach Hirtes Wahlniederlage gegen von Möller. Nach der Abstimmung warf Hirte Petelkau im Deutschlandfunk vor, der Werteunion nahezustehen und an einer überregionalen Schaltkonferenz der Vereinigung teilgenommen zu haben. Dort habe es, so Hirte, mit Blick auf seine Person geheißen: "Der Professor nervt. Der muss weg." Petelkau bezeichnete diese Darstellung gegenüber der Kölner "Stadtrevue" als "Fake News". Er habe weder an einer Schaltkonferenz teilgenommen, noch sei er Mitglied der Werteunion.
