Debatte um Sexkaufverbot geht weiter

Diakonie ist gegen Verbot von Prostitution und für mehr Beratung

Veröffentlicht am 28.08.2021 um 11:18 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Sexarbeit ist ein umstrittenes Gewerbe, denn Menschenhandel ist ein großes Problem. Wäre ein Verbot von Prostitution die Lösung? Nein, sagt die Diakonie – und erklärt, warum ein Verbot die Situation der Prostituierten nicht verbessern würde.

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In der Debatte über Prostitution hat sich die Diakonie gegen ein Verbot nach dem Vorbild nordischer Länder und für mehr Unterstützung der Frauen und Männer ausgesprochen. "Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere, und wir wollen Menschen in der Prostitution – Frauen wie Männer – dabei unterstützen, eine alternative Perspektive zu finden", erklärte am Samstag Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, in Berlin.

Um die Situation von Prostituierten zu verbessern, müssten diese konsequent unterstützt werde: "Ihre Rechte stärken, für eine gute Gesundheitsversorgung und – vor allen Dingen – für eine bessere strafrechtliche Verfolgung von Menschenhandel sorgen." Loheide betonte: "Wo Prostitution oder Sexkauf verboten sind und Freier bestraft werden, findet Prostitution in der Illegalität statt und verschlechtert die Situation der Prostituierten enorm."

Im Verborgenen seien Prostituierte für Fachberatungsstellen nicht erreichbar, könnten zum Beispiel die Bezahlung oder die Verwendung von Kondomen nicht einfordern und lebten "in ständiger Angst und Abhängigkeit". Loheide erklärte: "Es wird um ein Vielfaches schwerer in Kontakt mit den Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern zu kommen, um sie über ihre Rechte und Ausstiegsmöglichkeiten zu informieren."

Verbot würde Abkehr von bisheriger Regelung bedeuten

Ein Sexkaufverbot würde eine Abkehr von der derzeitigen Gesetzeslage bedeuten, die die Prostitution als solche entkriminalisiert und reguliert hat, wie die Diakonie erklärte. Der Verband betonte, dass unabhängig von einer moralischen Bewertung der Prostitution die Rechte der Frauen und Männer auf Gesundheitsversorgung sowie der Schutz vor Gewalt und Ausbeutung sowie vor Diskriminierung zu gewährleisten seien.

"Statt eines Sexkaufverbots brauchen wir einen niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung und Fachberatung – auch für Frauen aus Drittstaaten und aus der EU", so Loheide. Ausstiegsprogramme müssten aufgestockt und Jugendliche durch Prävention stärker sensibilisiert werden. Zudem müssten die Strafgesetze gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution konsequent durchgesetzt werden.

"Außerdem fordern wir die Einrichtung eines Runden Tisches Prostitution, um gemeinsam mit Politik, Regierung, Kommunen, Verbänden und Selbstvertretungen Prostituierter zu beraten, wie die Situation von Frauen in der Prostitution verbessert werden kann", verlangte Vorständin Loheide. (epd)