Nach Vorwürfen einer Gruppe um Bischof Rudolf Voderholzer

Synodaler Weg: Sellmann weist Kritik an Diskussionskultur zurück

Veröffentlicht am 04.09.2021 um 18:14 Uhr – Lesedauer: 

Bochum/Regensburg ‐ In einem überraschenden Vorstoß hatte eine Gruppe um Bischof Rudolf Voderholzer am Freitag alternative Vorschläge zum Synodalen Weg veröffentlicht. Die von der Gruppe geäußerte Kritik an der Diskussionskultur bei dem Reformprozess stößt nun jedoch auf Widerspruch des Theologen Matthias Sellmann.

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Der Bochumer Theologe Matthias Sellmann hat die unter anderem vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer geäußerte Kritik an der Diskussionskultur im Synodalforum 1 des Synodalen Wegs zurückgewiesen. Er weise den Vorwurf entschieden zurück, dass einzelne Mitglieder des Synodalforums strukturell benachteiligt worden seien und es "unfaire Verfahren wider ihre Mitgliedsrechte gegeben" habe, schrieb Sellmann am Samstagnachmittag in einer persönlichen Erklärung bei Facebook. Er forderte die Verantwortlichen dazu auf, entsprechende missverständliche Äußerungen, die den Synodalen Weg als Prozess diskreditierten, öffentlich zurückzunehmen.

Voderholzer hatte am Freitag aus Unzufriedenheit über den Fortgang des Synodalen Wegs eine eigene Internetseite zu dem Reformprozess gestartet. Als erster Beitrag wurde dort ein Text mit dem Titel "Vollmacht und Verantwortung" publiziert, dem weitere Texte folgen sollen. Autoren des ersten Textes sind die Theologin und Journalistin Alina Oehler, die Wiener Theologieprofessorin Marianne Schlosser, Augsburgs Weihbischof Florian Wörner und der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken. In einer Mitteilung des Bistums Regensburg hieß es am Freitag, die Autoren seien unzufrieden mit dem Inhalt des in ihrem Forum diskutierten und verabschiedeten Textes. "Wir konnten viele theologische Grundthesen des Textes von Forum 1 nicht teilen. Wir haben zudem die Erfahrung machen müssen, dass unsere inhaltlichen Eingaben keine angemessene Beachtung gefunden haben", wurde Oehler zitiert.

Synodalforen als "Musterbeispiel für fehlende Demokratie"?

Picken äußerte sich in seinem Podcast ähnlich. Solange es im Synodalforum um die Veränderungen bestehender Kirchenstrukturen gehe, seien die Forderungen nach mehr Demokratie lautstark und zuweilen empört. "Wenn es aber um die Durchsetzung eigener Interessen geht, wählt man auch in Reformbewegungen und im Synodalen Weg lieber sicherheitshalber Methoden, die unter Umgehung wirklich partizipativer Mitbestimmung die Umsetzung eigener Zielsetzungen sichern", so der Bonner Stadtdechant. Bereits die Zusammensetzung der Foren sei ein "Musterbeispiel für fehlende Demokratie und Mitbestimmung" gewesen.

Bild: ©Martin Steffen

Der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann.

Voderholzer hatte die Kritik an der Diskussionskultur später am Tag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) aufgegriffen. Die Mitglieder des Synodalforums 1 hätten berichtet, dass ihre Argumente in dem Forum nicht hinreichend gewürdigt worden seien. "Sie haben sich vergeblich bemüht, sie einzubringen, und nun sollen sie öffentlich gemacht und im Sinne einer guten Synodalität diskutiert werden", so der Bischof, der selbst nicht Mitglied des Synodalforums 1 ist, in dem es um Macht und Gewaltenteilung in der Kirche geht.

Sellmann weist Zweifel an der Fairness der Sitzungen zurück

Sellmann betonte am Samstag in seiner Stellungnahme auf Facebook, er habe bis auf eine Ausnahme an jeder Sitzung des Synodalforums 1 aktiv teilgenommen, eigene Reformvorschläge in die Textgruppen eingebracht und sich an Abstimmungen beteiligt. "Auf viele der Autorinnen und Autoren der Homepage-Gruppe treffen diese drei Punkte schon einmal nicht zu", erklärte der Theologe, der das Zentrum für angewandte Pastoralforschung und Pastoraltheologie in Bochum leitet.

Weiter schrieb der Theologe, dass er es begrüße, dass sich die Autorinnen und Autoren an den Argumentationen rund um die anstehenden Fragen aktiv und substanziell beteiligten. "Es ist auch ihr gutes Recht, eine parallele Struktur zum gemeinsamen Synodalen Weg zu errichten und ihr zuzutrauen, dass in der dort geschaffenen Öffentlichkeit ihre Erwägungen und Argumente gehört und debattiert werden." Was er aber dezidiert zurückweise, sei der Zweifel an der Fairness der Sitzungen. "Hier wird der Zweifel gesät, man sei als Mitglied des Forum I strukturell und systemisch benachteiligt worden und es habe unfaire Verfahren wider ihre Mitgliedsrechte gegeben. Diesen Vorwurf weise ich entschieden zurück." Es könne sogar belegt werden, "dass es Sonderrechte der Befassung mit diesen Argumenten und Befürchtungen gab". (stz)