"Wir werden den Verkauf von Kirchen erleben"

Katholische Unternehmer: Kirche ist manchmal wie McDonald's

Veröffentlicht am 09.10.2021 um 13:59 Uhr – Lesedauer: 

Magdeburg ‐ Kirchenvertreter sollten nicht ständig von Problemen reden, findet der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer, Ulrich Hemel: "Man kann katholisch sein, ohne sich aufzugeben." Er vergleicht die katholische Kirche mit einer Schnellimbisskette.

  • Teilen:

Eine düstere finanzielle Zukunft der Kirchen befürchtet der Bundesvorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel. "Wir werden den Verkauf von Kirchen erleben", sagte Hemel am Samstag bei einem Forum zum Thema "Zukunftsfähiges Wirtschaften in der Kirche" während der Bundestagung des BKU in Magdeburg. Die Kirche habe einen großen Bedarf an nachholender Modernisierung. "Wenn ich mich mit der Geschwindigkeit von fünf verändere, und die Welt um mich herum verändert sich mit 10, habe ich ein Problem", sagte Hemel. "Die Kirche sagt: Wir tun doch schon so viel – ja, das stimmt, aber die Welt ändert sich noch viel schneller."

Hemel äußerte sich auch zum Synodalen Weg der katholischen Kirche, dem er als Mitglied der Synodalversammlung und des Synodalforums I ("Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag") angehört. Dort habe man ein Positionspapier erarbeitet, das gewählte, professionell besetzte Finanzräte in den Diözesen mit Budgetrecht fordere. Dies müsse verbindlich in allen Diözesen gelten.

"Man kann katholisch sein, ohne sich aufzugeben"

"Ein Problem ist, dass die katholische Kirche oft so funktioniert wie McDonald's", sagte Hemel. Bei der Schnellimbisskette gebe es ein Franchise-Modell mit gemeinsamen Marketing, gemeinsamer Werbung, aber ansonsten mache jeder Ladenbesitzer, was er wolle. "In der katholischen Kirche ist es so, dass viele Bischöfe von der Deutschen Bischofskonferenz nach Hause fahren und sagen: Die DBK hat es beschlossen, aber wir machen das bei uns mal ganz anders." Gleichzeitig sollten Kirchenvertreter aber nicht nur in einer "Moll-Tonalität" andauernd von Problemen reden: "Man kann katholisch sein, ohne sich aufzugeben, jedem Trend nachzulaufen und nur Probleme zu sehen", sagte Hemel. "Es gibt Probleme, aber dafür sind wir Unternehmer: Packen wir es an."

Der den BKU im Zentralkomitee der deutschen Katholiken vertretende stellvertretende BKU-Bundesvorsitzende Daniel Trutwin kritisierte eine "gewisse Tendenz, dass wirtschaftliche Fragestellungen im ZdK zu wenig berücksichtigt werden." So werde über ein Lieferkettengesetz für den Mittelstand diskutiert, ohne sich die Frage zu stellen, wie der Mittelstand dieses Gesetz umsetzen soll. Auch werde über einen Mindestlohn beraten, "den wir uns alle wünschen", der aber auch erwirtschaftbar sein müsse. "Es gerät aus dem Blick, dass erst das erwirtschaftet werden muss, was dann innerhalb der Gesellschaft und der Kirche verteilt werden kann." (cbr/KNA)