Der Friedhof sei ein "Auslaufmodell"

Theologe: Kreative Bestattungsformen müssen gefördert werden

Veröffentlicht am 06.11.2021 um 17:59 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Die Bestattungskultur verändert sich, kreative Formen sind im Trend. So werde sich etwa der Friedhof im Laufe der Zeit "selbst abschaffen", prognostiziert der Theologe Thomas Klie. Er sieht bei diesem Wandel auch die Kirchen gefragt.

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Kreative Bestattungsformen sollten nach Worten des evangelischen Theologen Thomas Klie gefördert werden. "Hier wären auch die Kirchen gefordert", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Er rechne damit, dass der Friedhof "sich selbst abschaffen" werde: "ein Auslaufmodell, das nur noch in einigen Großstädten zu finden ist".

Dass etwa für die Asche Verstorbener weiterhin Friedhofszwang gelte, sei bisweilen kontraproduktiv, erklärte Klie: "Je mehr der Staat versucht zu reglementieren, desto mehr suchen sich die Menschen Auswege." Er sehe in der "Verfügungsgewalt über die Urne" einen entscheidenden Punkt. Auch grundsätzlich sei er überzeugt: "Ein Friedhof, der sich den Bedürfnissen der Menschen öffnet, wäre ein absolut sicheres Geschäft, gestorben wird ja immer."

Zuletzt hatten die beiden großen Kirchen in Deutschland die christliche Friedhofskultur als wertvoll für die Gesellschaft gewürdigt. Es gelte, sie zu pflegen, weiterzuentwickeln und ihre Bedeutung sichtbar zu machen, hieß es Anfang September bei der Vorstellung einer gemeinsamen Broschüre von katholischer und evangelischer Kirche zum immateriellen Kulturerbe der Friedhofskultur. Auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission hatte die Kultusministerkonferenz im März 2020 die Aufnahme der deutschen Friedhofskultur in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes beschlossen. (mal/KNA)