Zeitraum zwischen 1945 und 2019 wird untersucht

Wie in München: Missbrauchsstudie für das Bistum Würzburg angekündigt

Veröffentlicht am 08.02.2022 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Auch für das Bistum Würzburg wurde nun ein strafrechtliches Gutachten zu Missbrauchsfällen angekündigt. Dabei orientiere man sich an der Münchner Untersuchung, hieß es – obwohl es bei der Auftragsvergabe einen Unterschied gibt.

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Im Bistum Würzburg soll ein strafrechtliches Gutachten das Agieren der Verantwortlichen bei Missbrauchsfällen beleuchten. Dabei orientiere man sich an einer entsprechenden Untersuchung für das Erzbistum München und Freising, sagte die Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, Anja Amend-Traut, der Würzburger "Main-Post" (Dienstag). Damit wolle man eine Kanzlei beauftragten. Geprüft werden solle wie in München der Zeitraum zwischen 1945 und 2019. Man arbeite derzeit die Fragen aus, die man dann dem Gutachter oder einem Gutachter-Gremium vorlegen wolle. Ziel sei es, die Expertise möglichst rasch auf den Weg zu bringen.

Das Gutachten soll auch veröffentlicht werden, wie die Jura-Professorin weiter erklärte. Dabei würden alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten. In die Personalakten würden lediglich die Gutachter schauen, diese seien zur Verschwiegenheit verpflichtet. "Wir werden alles dafür tun, dass wir im Sinne der Betroffenen etwas aufdecken." Nicht das Bistum, wie das etwa in Köln oder in München der Fall gewesen sei, vergebe den Auftrag, sondern das unabhängige Aufarbeitungsgremium, betonte Amend-Traut.

"Strafrechtsrelevant sind aber auch Verdeckungstaten"

Viele Betroffene fühlten sich vor dem Kopf gestoßen, als sie erfahren hätten, dass ihr Fall verjährt sei, so die Jura-Professorin. Deshalb werde die Frage der Strafbarkeit von Beschuldigten nicht weiter untersucht. "Strafrechtsrelevant sind aber auch Verdeckungstaten", erklärte Amend-Traut. Auch diese sollen untersucht werden. "Wir wollen den Betroffenen durch das Gutachten eine gewisse Anerkennung des zugefügten Unrechts verschaffen, aber damit auch die Grundlage für ein Konzept zur Vermeidung zukünftiger sexueller Übergriffe schaffen."

Bereits im September war angekündigt worden, dass die Universität Würzburg in den kommenden fünf Jahren den Missbrauch Minderjähriger und anderer Schutzbedürftiger durch Priester des Bistums seit 1945 erforschen soll. Dazu unterzeichneten Universitätspräsident Paul Pauli und Bischof Franz Jung einen Vertrag. Der Bischöfliche Stuhl finanziere die wissenschaftlich unabhängige Studie lediglich, erklärte Jung. Leiten wird das Projekt der Kirchenhistoriker Dominik Burkard. "Ziel ist es, alle Missbrauchsfälle im Bistum zu dokumentieren, die Strukturen zu identifizieren, die Missbrauch ermöglichten oder halfen, ihn zu verschleiern, und schließlich Missbrauchstaten und kirchliches Agieren einzuordnen in den jeweiligen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext", hieß es. (tmg/KNA)